Heparin wirkt gerinnungshemmend und wird zum Beispiel nach Operationen in die Bauchdecke von bettlägerigen Pateinten gespritzt, um die Bildung von Thrombosen zu verhindern. Wer drei Wochen lang Heparin inhaliert, kann aber offenbar auch positive Effekte auf seine Lungenfunktion und Belastungskapazität verbuchen. Das wurde zumindest in einer Studie mit 24 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) gezeigt, die kürzlich in einem römischen Krankenhaus durchgeführt wurde.
Nach der täglichen Heparin-Inhalation über einen Zeitraum von drei Wochen hinweg wurde bei den Studienteilnehmern eine deutliche Zunahme der zurückgelegten Strecke beim 6-Minuten-Gehtest und eine erhebliche Verringerung der Atemnot nach körperlicher Anstrengung festgestellt. Diese Errungenschaften hielten mindestens noch sieben Tage nach Beendigung der Heparin-Therapie an. Dabei zeichneten sich keine nennenswerten unerwünschten Nebenwirkungen ab, auch nicht auf das Herz-Kreislaufsystem oder die Blutgerinnung.
„Die Studienergebnisse zeigen, dass inhaliertes Heparin die Lungenfunktion, Lungenüberblähung, Belastungskapazität und Atemnot von Patienten mit schwerer COPD verbessert, ohne die Blutgerinnung negativ zu beeinflussen“, berichtet Prof. Mario Cazzola, Experte für Pneumologie und Klinische Pharmakologie an der Universität Tor Vergata in Rom. Der Wirkungsmechanismus von Heparin ist noch nicht gänzlich durchschaut, beruht den Forschern zufolge aber wahrscheinlich auf seinen anti-entzündlichen und schleimlösenden Eigenschaften, welche die Selbstreinigungskraft der Atemwegsschleimhäute (so genannte mukoziliäre Clearance) und die Wirksamkeit anderer Inhalationsmedikamente verbessern.
Die Forscher hoffen damit einen neuen Ansatz für die COPD-Behandlung gefunden zu haben, der dazu beitragen kann, die Symptome der Patienten zu lindern und die Häufigkeit von Verschlechterungen (Exazerbationen) und Krankenhausbehandlungen zu reduzieren.