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Fünf unterschiedliche Subtypen beim Kleinzelligen Lungenkrebs entdeckt

Beim kleinzelligen Lungenkrebs lassen sich anhand bestimmter Proteine im Tumorgewebe fünf verschiedene Subtypen definieren, die auf Medikamente unterschiedlich ansprechen.

Kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC) kann in verschiedene Subgruppen unterteilt werden, die unterschiedlich auf Chemotherapeutika und zielgerichtete Medikamente ansprechen. Das belegt eine neue multizentrische Studie unter Leitung der MedUni Wien, die gemeinsam mit Forschenden aus der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowenien, Schweden und den Vereinigten Staaten durchgeführt wurde (siehe The Journal of Pathology, online seit 30.4.22).

SCLC ist ein besonders aggressiver Tumor, der typischerweise bei RaucherInnen auftritt und ein schnelles Wachstum sowie eine hohe Neigung zur Metastasierung aufweist. Jüngste Studien deuten darauf hin, dass SCLC in spezifische molekulare Subtypen differenziert werden könnte. Aufgrund des erheblichen Mangels an Tumormaterial und der Problematik der Tumorheterogenität war die Validierung dieser Informationen in den Kliniken jedoch wenig effektiv.

In dieser neuen Forschungsarbeit wurde mit 386 mitteleuropäischen Fällen nun eine der bisher größten Kohorten chirurgisch behandelter Patienten untersucht. Die Ergebnisse bestätigten, dass die differentielle Expression von ASCL1-, NEUROD1- und POU2F3-Proteinen im Tumorgewebe biologisch unterschiedliche SCLC-Subtypen definiert, die auch unterschiedliche Krankheitsprognosen bei chirurgisch behandelten Personen haben.

„Im Gegensatz zu den zunehmend personalisierten Ansätzen, die bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs beobachtet werden, wird SCLC immer noch als homogenes Krankheitsbild betrachtet und sowohl in den Kliniken als auch im Labor einheitlich behandelt“, erklärt Erstautor Zsolt Megyesfalvi vom Translational Thoracic Oncology Lab der Universitätsklinik für Thoraxchirurgie der Medizinischen Universität Wien. „Jetzt zeigen wir, dass die unterschiedliche Expression der wichtigsten Transkriptionsregulatoren fünf große SCLC-Subtypen deutlich unterscheidet.“ Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass eine hohe ASCL1-Proteinexpression ein unabhängiger negativer prognostischer Marker ist, während eine hohe POU2F3-Proteinexpression mit verbesserten Überlebensergebnissen verbunden ist.

Die Forschenden erstellten auch ein umfassendes Expressionsprofil mittels Massenspektrometrie-basierter Proteomik in SCLC-Zelllinien, um die therapeutische Relevanz der jeweiligen Subtyp-Definitionen im Labor zu bewerten. Studienleiter Balazs Döme, Leiter des Programms Translational Thoracic Oncology an der Medizinischen Universität Wien, dazu: „Durch Experimente mit Tumorzellen konnten wir zeigen, dass die Häufigkeit der Subtyp-definierenden Marker auch in vitro das Ansprechen auf verschiedene zielgerichtete und chemotherapeutische Wirkstoffe beeinflusst. Insbesondere korrelierte eine hohe POU2F3-Expression, welche mit besserem Überleben assoziiert ist, mit der Sensitivität gegen Standard-Chemotherapeutika. Eine hohe YAP1-Proteinexpression hingegen korrelierte mit schlechtem Ansprechen auf Chemotherapie. Darüber hinaus war die Fülle an subtypdefinierenden Proteinen auch mit der Wirksamkeit bestimmter zielgerichteter Wirkstoffe wie CDK-, AURK- und IGF-1R-Inhibitoren verbunden.“

Die Studie ist von hoher klinischer Relevanz, da sie die Vielfalt des SCLC beleuchtet und hilft, die Umsetzung subtypspezifischer personalisierter Ansätze für Therapien und Nachsorgestrategien bei dieser Krankheit zu erleichtern.

Quelle: Med Uni Wien & Biermann Medizin am 17.5.2022