Die Folgen der dramatischen Luftverschmutzung während der DDR-Zeit sind in der Region Leipzig auch heute noch zu spüren. So gibt es hier mehr Lungenkranke als in anderen Gegenden Sachsens. Rund 35.000 Menschen leiden noch heute – obwohl die Luft jetzt wieder sauberer ist - an der unheilbaren und oft tödlichen Krankheit COPD. Leipzig mit Umland nimmt auch in der bundesweiten Statistik, der zufolge es zwischen drei und fünf Millionen Menschen mit schwerem Raucherhusten in Deutschland gibt, einen Platz in der traurigen Spitzengruppe ein. Zwar weist der Begriff „Raucherhusten“, wie die COPD im Volksmund genannt wird, auf Tabakkonsum als die Hauptursache für das Leiden hin. Lungenspezialisten gehen aber davon aus, dass Schadstoffe in der Luft die Situation in Leipzig noch verschärft haben. In der Industrieregion kam es hier vor allem in den 70er und 80er Jahren durch die Verbrennung von Braunkohle zu einer besonders hohen Verschmutzung durch Schwefeldioxid, Staub und Asche. „Im Chemiedreieck Leipzig-Halle-Bitterfeld wurden die Kraftwerke mit schlechter Kohle geheizt und die Filter teilweise abgeschaltet“, berichtet Ulrich Frank vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle. „Leipzig wurde so zur Großstadt mit der schlechtesten Luft.“ Als besonders drastisches Beispiel für die Umweltzerstörung gilt auch der nahe gelegene Ort Espenhain mit seinem Braunkohlekraftwerk. „Bewohner erzählen, dass sie damals tagsüber zum Teil die Sonne nicht mehr gesehen haben“, sagt Professor Dr. Adrian Gillissen von der Robert-Koch-Klinik in Leipzig. Autofahrer mussten mitunter auch am Tag das Licht einschalten.
Noch Jahrzehnte später wirken sich die vergangenen Umweltsünden auf die heutigen Krankmeldungen aus. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) hat errechnet, dass die Zahl der Fehltage infolge von Atemwegserkrankungen in Leipzig um sieben Prozent über dem sächsischen Durchschnitt liegt. Noch drastischer ist die Situation bei den schwer Lungenkranken, die mehr als zehn Tage stationär beatmet werden mussten: Hier lag im ersten Halbjahr 2005 die Zahl der DAK-Patienten in Leipzig um 60 Prozent höher als zum Beispiel in Dresden. Die DAK hat deshalb zusammen mit der Robert-Koch-Klinik und niedergelassenen Ärzten ein Therapieprojekt namens „Luft zum Atmen“ entwickelt, dessen Ziel darin besteht, die Lebenserwartung der Patienten zu verlängern. „Wir wollen Lungenkranke besser betreuen, damit die akuten Notfälle weniger werden“, erläutert Gillissen. Zum Programm, das Anfang 2007 ausläuft, gehören Lungensport, Atemtherapie, Entspannungsübungen und Ernährungstipps. Die Patienten sind im Durchschnitt zwischen 60 und 65 Jahre alt, zwei Drittel von ihnen sind Männer.
Zwei Ratgeber zum Thema „COPD“ von der DAK:
Ratgeber COPD und Gesundheitsratgeber Atemwege