Ein neues und schonendes Verfahren der Magnetresonanztomographie (MRT) soll im Rahmen einer Studie am Universitätsklinikum Heidelberg erstmals bei Säuglingen und Kleinkindern mit Mukosviszidose angewandt werden. Ziel der Studie ist es, mit Hilfe einer innovativen Technik, die ohne belastende Röntgenstrahlen und Kontrastmittel auskommt, die Entwicklung der Erkrankung engmaschig zu überwachen, früheste Veränderungen der Lunge zu erkennen und so die Therapie der kleinen Patienten individuell zu planen. Für dieses auf zwei Jahre angelegte Forschungsvorhaben ist Dr. Mark Oliver Wielpütz, Leiter der Juniorgruppe Strukturelle und Funktionelle Bildgebung der Atemwege in der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg, auf der Deutschen Mukoviszidose Tagung in Würzburg am 21. November 2014 mit dem Christiane Herzog Forschungsförderpreis 2014 ausgezeichnet worden. Die mit Unterstützung des Mukoviszidose e.V. jährlich ausgeschriebene Förderung gehört mit 50.000 Euro zu den bestdotierten Nachwuchsforscher-Preisen in Deutschland.
Lange konnten Ärzte Krankheitsverlauf und Therapieerfolg bei Mukoviszidose-Patienten nur mit der Computertomografie (CT) die mit einer hohen Strahlenbelastung verbunden ist, und der Bronchoskopie (Lungenspiegelung) unter Vollnarkose überprüfen. In früheren Studien am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg zeigten die Wissenschaftler, dass die MRT eine zuverlässige und schonende Alternative ist, um Struktur der Atemwege und auch die Lungenfunktion darzustellen. Diese Technik haben die Heidelberger Wissenschaftler der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie und der Pädiatrischen Pneumologie gemeinsam mit den Abteilungen Radiologie und Medizinische Physik des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) weiterentwickelt: Das neue Verfahren, nutzt eine spezielle mathematische Auswertung, die so genannte Fourier-Dekomposition des MRT-Signals. Damit erkennen die Mediziner auf den MRT-Bildern außerdem, ob die Luft gleichmäßig durch die Atemwege strömen kann und wie das Lungengewebe durchblutet ist. „Bislang musste den Patienten dazu ein Kontrastmittel gespritzt werden, dass jedoch für Kinder unter einem Jahr ungeeignet ist“, erklärt Dr. Wielpütz. „Mit dem neuen Verfahren können wir erstmals Säuglinge und Kleinkinder, die im Neugeborenen-Screening aufgefallen sind, regelmäßig auf Veränderungen der Lungenbelüftung und Lungendurchblutung untersuchen, ohne sie dabei durch invasivere Verfahren zu belasten.“ In die Studie werden Kinder im Alter von wenigen Monaten bis sechs Jahren eingeschlossen und ihre Entwicklung über zwei Jahre beobachtet.
Die angeborene Multiorganerkrankung Mukoviszidose, mit der jährlich rund 300 bis 400 Kinder in Deutschland zur Welt kommen, ist nicht heilbar. Fehler an einer bestimmten Stelle im Erbgut lassen die Sekrete in Lunge und Verdauungstrakt austrocknen und führen zu schweren Funktionsstörungen von Lunge, Bauchspeicheldrüse Leber und Darm. Zäher Schleim verstopft die Atemwege, begünstigt eine chronische Infektion und Entzündung und führt so zu chronischen Lungenschäden. Je früher jedoch die Diagnose gestellt wird und die Behandlung beginnt, desto länger lassen sich Lungenschäden und Komplikationen hinauszögern.
Um betroffene Kinder so früh wie möglich, also noch vor den ersten Krankheitssymptomen, zu identifizieren, bietet das Universitätsklinikum Heidelberg seit 2008 ein Neugeborenen-Screening für Mukoviszidose an, wie es in den USA und einigen europäischen Ländern schon flächendeckend eingeführt ist. Das Screening gibt allerdings keine Auskunft darüber, wann die Erkrankung in der Lunge einsetzt. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Lungenerkrankung bei einigen Patienten bereits im ersten Lebensjahr mit der Entstehung von Schleimpfropfen und Durchblutungsstörungen der Lunge beginnt und dass diese Veränderungen noch reversibel sind, während bei älteren Kindern bereits irreversible Veränderungen der Atemwege sichtbar werden", erklärt Dr. Wielpütz. „Mit dem neuen MRT-Verfahren können wir solche Veränderungen noch früher aufspüren.“
Kontakt: Dr. Mark Oliver Wielpütz
Leiter Juniorgruppe Strukturelle und Funktionelle Bildgebung der Atemwege
Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Zentrum für Translationale Lungenforschung Heidelberg
Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung
Telefon: 06221 / 56 6410
E-Mail: Mark.Wielpütz@ med.uni-heidelberg.de
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg