Die Flimmerhärchen im Atemwegssystem, die sich u.a. auch in der Nase befinden, sind für die Reinigung der Atemwege zuständig, und wenn diese Filterfunktion ausbleibt, entzünden sich die Atemwege. Dies kann dann zu chronischen bzw. immer wiederkehrenden Infektionen von Lunge und Nasennebenhöhlen führen, im schlimmsten Fall kann es auch zu einem vollständigen Versagen der Lungen kommen. Forscher um Prof. Heymut Omran, Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Münster, haben nun erstmals den Gendefekt beschrieben, der eine Erkrankung der Flimmerhärchen - die sogenannte Primäre Ciliäre Dyskinesie (PCD) - auslöst (siehe Bei den betroffenen Patienten ist eine angeborene Fehlfunktion der Flimmerhärchen für die häufigen Erkrankungen verantwortlich – deren Ursache war aber bislang nicht bekannt. „Deshalb war es oft schwierig, eine korrekte Diagnose zu stellen und angemessen zu therapieren“, erläutert Omran.
Kurioserweise ebnete den Weg zu dieser Entdeckung Omrams Begegnung mit der US-amerikanischen Zellbiologin Mary Porter, die sich mit der Erforschung von Grünalgen beschäftigt. Gemeinsam stellten die beiden fest, dass pflanzliche Algen und Menschen prinzipiell an der gleichen Erkrankung leiden können. „Und so haben wir eine komplett neuartige Diagnosemöglichkeit entwickelt, indem wir die defekten Eiweiße in den Nasenzellen mit Antikörpern anfärben“, erläutert Omran. So könne viel früher als bisher eine korrekte Diagnose gestellt und der Patient optimal behandelt werden. Weltweit ist diese Technik bislang nur im Labor von Prof. Omran möglich. Die Forscher in Münster haben somit den wichtigen ersten Schritt zu besseren Diagnose- und Therapiemöglichkeiten einer Krankheit gemacht, die bislang häufig über lange Zeit hinweg unerkannt blieb. Laut Omran ist eine frühe Diagnose sehr wichtig, damit die Lungenfunktion der Patienten dauerhaft erhalten werden kann.
Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster