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Früher Behandlungsbeginn bei COPD geraten

COPD ist eine schleichend fortschreitende Krankheit, die sich von der Lunge ausbreitet und zu einem allgeminen körperlichen Verfall führt, wenn man nichts gegen die zugrunde liegende Entzündung unternimmt. Daher raten die Lungenärzte vom Bundesverband der Pneumologen (BdP), die Krankheit so früh wie möglich mit geeigneten Medikamenten zu behandeln.

Eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung – kurz COPD - sollte so früh wie möglich behandelt werden, um dem schleichenden Fortschreiten der Krankheit Einhalt zu gebieten, die ansonsten mit einer zunehmenden und unheilbaren Verschlechterung der gesundheitlichen Verfassung der Patienten einhergeht. Davor warnen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) in Heidenheim und raten, gegen die Ursache der Erkrankung, die auf einer sich von der Lunge zunehmend auf den gesamten Körper ausbreitenden Entzündung beruht, mit einer konsequenten medikamentösen Behandlung vorzugehen. „Während COPD früher als reine Lungenerkrankung eingestuft wurde, zeigen neuere Untersuchungen, dass diese Krankheit mit abnormen Entzündungsreaktionen einhergeht, die den ganzen Körper beeinflussen“, erläutert Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des BdP und praktizierender Lungenfacharzt im Lungenzentrum Ulm. „Diese chronischen Entzündungsprozesse in der Lunge führen – wenn man nichts gegen sie unternimmt - nicht nur zu einer direkten Schädigung und Umformung des Lungengewebes, sondern zu einem allgemeinen körperlichen Verfall - mit erhöhter Infektionsgefahr, rasantem Gewichtsverlust, Muskelschwäche und Osteoporose, Arteriosklerose und Herzgefäßkrankheiten, Diabetes, Depressionen und Krebs. Es handelt sich bei der COPD also um eine multifaktorielle Erkrankung, bei der die Atemwege der Patienten nur der Ausgangspunkt einer Entzündung sind, die den ganzen Körper befällt – man spricht auch von einer so genannten systemischen Entzündung oder systemischen Krankheit. Auf Grund dieser Mehrfacherkrankung ist das Sterberisiko der Betroffenen stark erhöht. Deshalb benötigen COPD-Patienten nicht nur ein Bronchien erweiterndes Medikament zur Linderung ihrer Atembeschwerden, sondern sie sollten unbedingt auch konsequent etwas gegen die zunehmende Entzündung tun. COPD ist zwar nicht heilbar, aber wir können zumindest den fortschreitenden Verlust der Lungenfunktion durch sofortigen Rauch-Stopp und geeignete Medikamente abbremsen.“

Entzündungsprozess beginnt bereits früh im Krankheitsverlauf

Entgegen früherer Annahmen ist die der COPD zu Grunde liegende Entzündung schon ganz früh im Verlauf der Krankheit vorhanden. „Mit zunehmendem Schweregrad der Erkrankung sind dann immer mehr Entzündungszellen in den Atemwegen nachweisbar“, berichtet Barczok. „Diese Entzündungsprozesse laufen allerdings auch schon bei niedrigen Schweregraden ab, wenn die Lungenfunktion noch nicht oder nur leicht eingeschränkt ist und der Patient noch gar keine Atemnot oder andere COPD-Beschwerden verspürt“, betont Barczok. „Das Fatale an der Krankheit ist ja, dass sie schleichend und unbemerkt fortschreitet! Spürbare Beschwerden bekommen die Betroffenen erst, wenn ihre Lungenfunktion bereits einen Großteil des ursprünglichen Sollwerts eingebüßt hat. Da dieser Verlust leider nicht mehr umkehrbar ist, müssen die Patienten dann mit einer Lunge leben, die in ihrer Funktion so stark eingeschränkt ist, dass sie nicht nur bei körperlicher Anstrengung, sondern auch schon beim Verrichten alltäglicher Tätigkeiten - wie Wäsche aufhängen oder einkaufen gehen – Luftnot haben. Was ihre Lebensführung natürlich stark beschneidet, so dass sie zunehmend auf die Hilfe und Unterstützung durch Andere angewiesen sind.“

Kalte Jahreszeit: Gefahr für COPD-Patienten

Wenn – wie jetzt im Winterhalbjahr – gehäuft Atemwegsinfekte auftreten, kann das in den vorgeschädigten Lungen von COPD-Patienten zu einer extremen Zunahme der Entzündungsaktivität in den Atemwegen führen und dann so außer Kontrolle geraten, dass die Betroffenen im Krankenhaus behandelt werden müssen. „Solche Verschlechterungen - die so genannten Exazerbationen - sind sehr gefürchtet, da sie wesentlich zum Fortschreiten der Erkrankung beitragen und den Krankheitsverlauf sogar beschleunigen“, betont Barczok. „So verschlechtert sich mit jeder Exazerbation die gesundheitliche Verfassung der Patienten erheblich, wobei auch das Sterberisiko während und nach einer Exazerbation stark erhöht ist. Deshalb ist es so wichtig, die Entzündung in den Griff zu bekommen und damit auch das Auftreten von lebensbedrohlichen Exazerbationen zu verhindern. Besonders geeignet sind Kombipräparate, die neben einer Bronchien erweiternden Substanz gleichzeitig auch einen entzündungshemmenden Wirkstoff enthalten. So wird bei täglicher Einnahme quasi automatisch garantiert, dass die Patienten den entzündungshemmenden Wirkstoff nicht vergessen einzunehmen. Auch konnte nachgewiesen werden, dass Kombinationspräparate in ihrer Wirkung im Vergleich zu den Einzelsubstanzen noch effektiver sind, weil sie die Häufigkeit der gefürchteten Exazerbationen und Klinikeinweisungen deutlicher senken (und zwar um 35 % bzw. 17 %) als die Einzelsubstanzen, wodurch sich die Lebensqualität und die Überlebenschancen der Patienten merklich erhöhen. Kurzum: Die Patienten können - je früher sie solche Kombipräparate regelmäßig einnehmen - länger besser leben.“

Bereits mittelgradige – nicht nur schwere COPD-Fälle - profitieren

Mittlerweile können auch weniger schwer erkrankte COPD-Patienten (mit einem Lungenfunktionsmesswert von FEV1 < 60%) – das heißt mittelgradige und nicht nur schwere Fälle - Kombinationspräparate verschrieben bekommen. „Für die Patienten bedeutet das den entscheidenden Vorteil, dass sie bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Verlauf ihrer Erkrankung mit der Einnahme der Medikamente beginnen können und damit auch früher der Entzündung und dem fortschreitenden Verlust ihrer Lungenfunktion entgegenwirken können“, erklärt Barczok. „Insgesamt können jetzt sehr viel mehr COPD-Patienten innerhalb der Bevölkerung von einer sinnvollen medikamentösen Behandlung profitieren und dadurch verhindern, in ein schwereres Stadium der Krankheit abzurutschen.“

Regelmäßige lungenfachärztliche Untersuchung angeraten

Die Lungenärzte raten allen Rauchern über 40 Jahren, aber auch Personen, die berufsbedingt Stäuben und Chemikalien ausgesetzt sind, ihre Lunge regelmäßig vom Lungenfacharzt mittels einer Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) untersuchen zu lassen - und zwar unabhängig davon, ob sie bereits Atemwegsbeschwerden haben oder nicht. „Während Nichtraucher altersbedingt ab dem 35. Lebensjahr pro Jahr etwa 35 Milliliter an Lungenfunktionsvolumen verlieren, kann dieser Verlust bei COPD-Patienten auf das Drei- bis Vierfache hinaufschnellen“, warnt Barczok. „Doch nur mit einer Lungenfunktionsprüfung lässt sich eine COPD früh genug erkennen, um dann so schnell wie möglich dem weiteren Fortschreiten der Erkrankung eine geeignete medikamentöse Therapie entgegensetzen zu können, bevor der Patient noch schwerer krank wird.“