Die Zahl der bereits im Kindesalter auftretenden Asthmaerkrankungen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, insofern gewinnt auch die Frage einer frühestmöglichen Asthma-Diagnose an Relevanz. Eltern und Kinderärzte sollten frühe Krankheitssignale ernst nehmen, raten Kinderpneumologen anlässlich der 38. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP), die vom 10. bis 12. März unter dem Titel „Kinderpneumologische Erkrankungen – aktuelle Möglichkeiten und Perspektiven der Prävention, der frühen Diagnostik und der therapeutischen Beeinflussung“ in Dresden stattfand.
Dank moderner Untersuchungsmethoden lässt sich zur Asthma-Diagnose die Lungenfunktion heutzutage bereits im Kleinkindalter zuverlässig überprüfen. Von diesen Verfahren profitieren auch Patienten mit schwersten chronischen Lungenerkrankungen wie der Mukoviszidose, da der Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit von Medikamenten somit präziser beurteilt werden können.
Atemwegsinfekte kommen gerade bei Drei- bis Sechsjährigen sehr häufig vor: Im Kindergarten können die Kleinen den Erregern kaum aus dem Weg gehen. „Wenn ein Kind jedoch mehr als drei Mal im Jahr unter einem langwierigen Infekt leidet und dabei viel hustet, sollte das ein Anlass sein, nach der Ursache zu suchen“, erklärt Prof. Christian Vogelberg, Tagungspräsident und Bereichsleiter Pädiatrische Pneumologie und Allergologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Atemwegsinfekte werden hauptsächlich durch Viren, seltener durch Bakterien verursacht. Auftretende Beschwerden könnten andererseits aber auch erste Anzeichen von Asthma bronchiale sein. Auch wenn Kinder bereits nach kurzer Zeit des Tobens Atemnot bekommen oder sich schnell von solchen Aktivitäten zurückziehen, könnte die chronische Atemwegserkrankung dahinterstecken.
Ursache für Asthma ist meist eine allergische Reaktion. „Um den Verlauf dieser chronischen Erkrankung wirksam zu beeinflussen, ist ein frühestmöglicher Therapiebeginn wichtig“, betont Prof. Vogelberg. Im kinderärztlichen Alltag besteht die Herausforderung darin, zwischen einer Infektion und einer allergischen Reaktion als Auslöser der Probleme zu unterscheiden. Dazu wird standardmäßig ein Lungenfunktionstest mittels Bodyplethysmografie genutzt, bei dem die Kinder in einer geschlossenen Apparatur – ähnlich einer kleinen Telefonkabine – sitzen und auf genaue Anweisung hin mit voller Kraft in ein Röhrchen blasen. Insofern ein Verfahren, das erst für Fünf- oder Sechsjährige geeignet ist. Dank eines neuen Verfahrens, bei dem der Patient ein unschädliches Gas einatmet und ein Gerät dabei misst, in welcher Menge und in welchem Zeitraum dieses Gas wieder ausgeatmet wird, lassen sich bereits bei Säuglingen feinste Veränderungen der Lungenfunktion messen. Bei diesem modernen Analysegerät, das das Uniklinikum dank einer Spende der Dresdner Kinderhilfe anschaffen konnte, reicht es nun für den Test aus, dass der Patient ruhig und gleichmäßig atmet.
„Wir möchten im Rahmen der GPP-Jahrestagung auf diese sowie weitere Möglichkeiten und Perspektiven der Diagnose und Therapie von kinderpneumologischen Erkrankungen aufmerksam machen“, berichtet Prof. Vogelberg, der das neue Diagnoseverfahren weiter erforscht. Von Asthma sind zwischen sieben bis zehn Prozent der Kinder betroffen. Damit ist dies die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Die durchschnittlichen Behandlungskosten liegen bei knapp 1.100 Euro pro Jahr und stellen damit einen hohen Anteil an direkten und indirekten volkswirtschaftlichen Kosten im Gesundheitsbereich dar. Das verdeutliche die Notwendigkeit, eine Diagnose so früh wie möglich zu stellen anstatt bis zum Grundschulalter mit den ersten Untersuchungen der Lungenfunktion zu warten, so Tagungspräsident Prof. Vogelberg. Allein im Bereich Pädiatrische Pneumologie und Allergologie der Dresdner Uni-Kinderklinik werden jährlich rund 1.500 Asthmatiker betreut.
Kinderpneumologen sind Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin, die zusätzlich eine dreijährige Weiterbildung in diesem Fachgebiet an einem spezialisierten Zentrum wie dem der Dresdner Uni-Kinderklinik absolviert haben. Diese Spezialausbildung wird mit einer Prüfung abgeschlossen und führt zur Schwerpunkt- beziehungsweise Zusatzbezeichnung „Pädiatrische Pneumologie“. Die GPP hat sich zum Ziel gesetzt, die Weiterbildung durch Fortbildungsveranstaltungen kontinuierlich zu verbessern, die klinische Versorgung der Patienten durch spezielle Arbeitsgruppen und Vernetzung von Spezialisten zu optimieren und neue Erkenntnisse im Bereich der Pädiatrischen Pneumologie durch wissenschaftliche Projekte zu gewinnen.
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden