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Fortschritte bei der Impfung gegen Wespengift

Eine Methode, die ein personalisiertes Verfahren zur Hyposensibilisierung gegen verschiedene Wespengifte erlaubt, haben jetzt Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität in München vorgestellt.

Vor allem im Spätsommer sind Interaktionen mit Wespen zu befürchten, da die Tiere jetzt ihre Ernährung umstellen und bevorzugt auf zuckerhaltige Produkte „fliegen“. Allergiker, die auf Wespengift allergisch reagieren, müssen sich dabei besonders in Acht nehmen. Eine so genannte Hyposensibilisierung kann Betroffenen helfen, ist allerdings mit erheblichem Aufwand für Patienten und Krankenkassen verbunden. Eine Methode, die ein personalisiertes Verfahren zur  Hyposensibilisierung gegen Wespengifte erlaubt, haben nun Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität in München vorgestellt (siehe Allergy, Online-Veröffentlichung am 6.8.16). Das gleiche Verfahren hatten die Wissenschaftler schon erprobt, um die Gifte von Bienen und Wespen unterscheiden zu können. „Die immer besser werdenden technischen Möglichkeiten erlauben uns jetzt im nächsten Schritt, noch einmal innerhalb der Wespengifte Unterscheidungen zu treffen“, erklärt Dr. Simon Blank, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Allergieforschung (IAF) am Helmholtz Zentrum München.

Die Hyposensibilisierung ist eine gängige Therapie gegen Allergien. Der Patient bekommt dabei in bestimmten zeitlichen Abständen eine Impfung mit dem betreffenden Allergen, auf das er allergisch reagiert, in steigender Konzentration. Dabei gewöhnt sich der Körper langsam an das Allergen, in diesem Fall das Insektengift. Die Prozedur kann sich aber über Jahre hinziehen. „Wichtig für den Erfolg ist, dass die Patienten mit genau dem Stoff behandelt werden, der die Allergie auslöst“, betont Studienleiter Blank. Allerdings gibt es zahlreiche verschiedene Varianten des Wespengifts. „Die Gifte verschiedener Wespenarten waren bislang kaum diagnostisch zu unterscheiden“, so Blank weiter. „Dadurch ist es entsprechend schwer, den Patienten die optimale Behandlung anzubieten. Das führt dazu, dass sie häufig unnötigerweise gegen mehrere Gifte behandelt werden – mit Belastungen für Patienten und Krankenkassen.“

Dieses Problem konnten Blank und seine Kollegen um IAF-Direktor Prof. Carsten Schmidt-Weber mit einem neuen Test beheben: Dazu produzierten sie zunächst in umfunktionierten Insektenzellen gezielt die Allergenkomponenten der Gifte von insgesamt sieben verschiedenen Insektenarten. Diese untersuchten sie dann auf deren Wechselwirkung mit den allergieauslösenden Antikörpern von 63 Patienten. „Eine Abfolge mehrerer Testmethoden ermöglicht uns, aus Blutproben exakt das Gift zu bestimmen, gegen das die Patienten allergisch reagieren“, so Erstautor und Doktorand Maximilian Schiener. „Auf diese Weise wäre es möglich, die jeweils optimale Impfung anzubieten.“ Allerdings, so die Forscher, sei eine Hyposensibilisierung noch nicht gegen alle Gifte verfügbar und daher weitere Arbeit nötig.

Die Ergebnisse kommen genau zur richtigen Zeit, denn der Klimawandel scheint auch neue Wespenarten nach Deutschland zu bringen, die wiederum eigene Gifte produzieren. „Kürzlich haben uns Kollegen aus Aachen berichtet, sie hätten die aus dem Mittelmeerraum bekannte Feldwespe gesichtet“, berichtet Studienleiter Blank. „Sollten sich diese neuen Bewohner hier weiter verbreiten, wäre es natürlich von Vorteil, wenn wir für Allergiker direkt die passenden Gegenmaßnahmen einleiten könnten – den Impfstoff gibt es bereits. Ein Test wie der Unsere könnte das auslösende Gift zuvor eindeutig identifizieren.“

Quelle: Helmholtz Zentrum München