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Extrem dicke Luft in Diskos, Bars und Fernzügen

Weil in Innenräumen, in denen geraucht werden darf, viel zu dicke Luft herrscht, fordert das DKFZ ein Bundesgesetz, das nicht nur in öffentlichen Einrichtungen und an Arbeitsplätzen, sondern auch in der Gastronomie generell ein Rauchverbot vorsieht.

Die Belastung mit Tabakrauch in Bars, Diskotheken sowie in Teilen der Fernzüge ist einer neuen Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg zufolge in Deutschland enorm hoch. „Vor allem in der Gastronomie sind rund eine Million Arbeitnehmer als Passivraucher Belastungen ausgesetzt, die in anderen Branchen das Tragen von Atemschutzmasken erforderlich machen würden“, erläutert die Herausgeberin der Studie, Martina Pötschke-Langer vom DKFZ. Zusammen mit 50 weiteren Gesundheitsorganisationen fordert das DKFZ deshalb ein Bundesgesetz, das nicht nur in öffentlichen Einrichtungen und an Arbeitsplätzen, sondern auch in der Gastronomie generell ein Rauchverbot vorsieht. „In Deutschland waren lange Zeit nur die Raucher im Visier, aber auch die nichtrauchende Bevölkerung unterliegt großen Gefahren“, betont Prof. Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ. Nach Angaben der Forscher enthält Tabakrauch mehr als 4800 verschiedene Substanzen, von denen über 70 Krebs erregend sind oder im Verdacht stehen, es zu sein. Allein in Deutschland sterben laut DKFZ jedes Jahr mehr als 3 300 Menschen an den Folgen des Passivrauchens. „Letztlich gibt es bisher keinen effizienten Schutz vor dem Passivrauchen.“

Für die Untersuchung hat das DKFZ gemäß den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 100 Luftmessungen in Innenräumen von Gastronomiebetrieben und Fernzügen vorgenommen – und zwar in zehn Städten Deutschlands (Berlin, Hannover, Bremen, Erfurt, Dresden, Köln, Münster, Frankfurt, Stuttgart und München). Dabei haben sich als „Nichtraucherbereich“ ausgewiesene Zonen in Restaurants durchweg als Mogelpackung erwiesen. „Es entspricht den Regeln der Physik, dass sich die Giftstoffe in der gesamten Raumluft ausbreiten“, sagt Pötschke-Langer. Vor allem in Bars, in Diskotheken sowie in den Raucherabteilen und Bistros von Fernzügen seien die Belastungen mit lungengängigen Partikeln besonders hoch. Während die Messungen in der Gastronomie im Durchschnitt 200 Mikrogramm pro Kubikmeter ergeben hätten, wurden in Diskotheken sogar Werte mit mehr als 600 Mikrogramm pro Kubikmeter vorgefunden. „Eine untere, unbedenkliche Wirkungsschwelle gibt es nicht. Wenn man bedenkt, dass Diskotheken zudem überwiegend von jungen Menschen besucht werden, die dort ja auch tanzen und dadurch noch tiefer einatmen, ist das Studienergebnis umso Besorgnis erregender“, gibt die Krebsforscherin zu bedenken. Übrigens hat das DKFZ in einer zweiten Studie auch die wirtschaftlichen Auswirkungen von Gastronomie-Rauchverboten in anderen Staaten untersucht. „Die Befürchtungen von Umsatzeinbußen haben sich in keinem anderen Staat nach Einführung des Verbots bewahrheitet“, erklärt Sven Schneider, Epidemiologe am DKFZ. In Irland etwa, wo in Pubs seit 2004 aufs Rauchen verzichtet werden muss, seien im Gegenteil sogar zusätzliche Arbeitsplätze in Hotels und Restaurants entstanden. „Und die Zustimmung der Bevölkerung ist nach Einführung des Rauchverbots und der Feststellung, dass es gar keine Umsatzeinbußen gab, sogar noch weiter angestiegen - sowohl in Irland als auch in Italien.“

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg