Humanes Untersuchungsmaterial zur Erforschung von Lungenerkrankungen ist häufig nur eingeschränkt verfügbar. Auch aus diesem Grund werden in der Lungenforschung häufig Versuchstiere als experimentelle Modellsysteme eingesetzt. Jedes Modellsystem ist dabei unterschiedlich gut geeignet, um die vielen verschiedenen Aspekte von Lungenerkrankungen zu erforschen. Diese Modellsysteme kritisch zu hinterfragen und klare Empfehlungen für ihren optimierten Einsatz zu formulieren, war die zentrale Aufgabe einer international besetzten Expertenrunde der Europäischen Atemwegsgesellschaft (European Respiratory Society, ERS). Mehrere Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) der Standorte ARCN (Kiel/Lübeck/Borstel/Großhansdorf), BREATH (Hannover) und UGMLC (Gießen/Marburg/Bad Nauheim) waren an dieser Arbeitsgruppe beteiligt.
Das 25-köpfige, multinationale und interdisziplinäre Expertenteam aus Klinik und Forschung entwickelte einen Leitfaden zur Optimierung der experimentellen Erforschung von Lungenerkrankungen (siehe European Respiratory Journal 2018, Band 51/5). Der veröffentlichte Leitfaden unterstützt Lungenforscher bei der Wahl geeigneter Modellsysteme und umfasst Empfehlungen zur Optimierung experimenteller Modelle zur Erforschung verschiedenster Lungenerkrankungen. Darunter sind auch die im Fokus des DZL stehenden Erkrankungen COPD, akutes Lungenversagen (ARDS), Lungenentzündung, Lungenhochdruck sowie Lungenfibrose.
Die ERS Task Force plädiert für den verstärkten Aufbau von Forschungsdatenbanken, um Daten aus Patientenkohorten allgemein verfügbar zu machen. Außerdem werden Empfehlungen für den optimierten Einsatz von Tiermodellen und deren Grenzen aufgezeigt. Die getroffenen Empfehlungen sollen eine verbesserte Übertragung der Forschungsergebnisse in die klinische Situation ermöglichen. Dadurch wird zugleich ein wesentlicher Beitrag geleistet, um die Verwendung von Versuchstieren in der Lungenforschung zu reduzieren.
Quelle: Deutsches Zentrum für Lungenforschung e.V.