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Erste Erfolge mit Biomarkern bei der Lungenkrebstherapie

Biomarker, die molekulare Kennzeichen von Tumoren aufzeigen, können helfen festzustellen, welches Medikament bei einer Therapie gegen das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC) am besten anschlagen sollte. Solche speziellen Biomarker für vier verschiedene Medikamente wurden jetzt am Anderson Cancer Center der University of Texas gefunden.

Lungenkrebs sterben nach wie vor mehr Menschen als an jeder anderen Form von Krebs. Dabei können zwei Lungenkrebse unter dem Mikroskop gleich ausschauen, dasselbe „Staging“ erhalten, und trotzdem erweist sich dann bei der Therapie, dass sie sich unterschiedlich verhalten und auf dasselbe Medikament unterschiedlich gut ansprechen. Deshalb wird angestrebt, Medikamente zu entwickeln, die bei molekularen Tumorkennzeichen ansetzen, die auf genetischen Unterschieden, so genannte Mutationen bzw. Defekte, beruhen. Leider ließ sich bislang vor einer Therapie nicht vorhersagen, welcher Patient von welchem Wirkstoff am meisten profitieren würde. Durch die Bestimmung von speziellen Biomarkern des jeweils vorliegenden Lungenkrebsgewebes sollte sich die medikamentöse Therapie aber individuell auf den Patienten zuschneiden und somit optimieren lassen. Nun wurde auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research (AACR) eine Studie vorgestellt, die nachweist, dass Biomarker auf Tumoren tatsächlich das individuelle Ansprechen der Patienten auf vier unterschiedliche Medikamente beeinflussen und damit die Prognose der Patienten bestimmen (siehe Abstract der Präsentation der Studie vom Kim et al am 18.4.2010 ).

In einer der derzeit laufenden BATTLE-Studien (Abkürzung von Biomarker-integrated Approaches of Targeted Therapy for Lung Cancer Elimination) mit 255 Patienten, die wegen ihres nicht-kleinzelligen Lungenkrebses (NSCLC) bisher erfolglos behandelt worden waren, haben Edward Kim und Kollegen vom Anderson Cancer Center der University of Texas spezifische Biomarker für vier unterschiedliche Wirkstoffe identifizier. Um die molekularen Kennzeichen der Tumoren aktuell bestimmen zu können, wurde den Studienteilnehmern per Biopsie eine frische Tumorprobe entnommen. Von den Patienten, deren Tumor eine sog. KRAS-Mutation aufwies, erreichten 61 Prozent das Therapieziel (Tumorkontrolle nach 8 Wochen Therapie, was früheren Studien zufolge eine gute Überlebenschance anzeigt), wenn sie den Wirkstoff Sorafenib verabreicht bekamen, gegenüber 32 Prozent, die einen der anderen drei Wirkstoffe einnahmen. Der Wirkstoff Erlotinib (der auch in Deutschland zugelassen ist) wirkte am besten, wenn eine sog. EGRF-Mutation vorlag. Patienten mit einer VEGFR-2-Mutation sprachen am besten auf Vandetanib an und Patienten mit einer Cyclin-D1- Mutation auf Erlotinib in Kombination mit Bexaroten.

Die Toxizität der Medikamente war nach Angaben der Forscher minimal: Nur 6,5 Prozent der Patienten erlitten unerwünschte Nebenwirkungen. Allerdings birgt die Untersuchungsmethode der Biopsie das Risiko, dass ein Pneumothorax auftritt. Im Hinblick auch auf die Kosten, die mit dieser Art der Diagnostik verbunden sind, wird sich der Wert einer solchen personifizierten Therapie wohl erst beurteilen lassen, wenn auch Ergebnisse zum Gesamtüberleben der Patienten vorliegen, meint das Deutsche Ärzteblatt.