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Erreger der Lungenentzündung sollen besser erforscht werden

Gegen Pneumokokken – insbesondere deren multiresistente Bakterienstämme – sollen neue Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden. Dazu wurde ein internationales Forscherkonsortium namens CAREPNEUMO gegründet, dessen Koordination die Abteilung Mikrobielle Pathogenität am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig übernimmt.

Lungenentzündungen sind nicht allein ein Problem von Entwicklungsländern. Jährlich sterben in Deutschland mehr als 60.000 Menschen an dieser Erkrankung, die durch eine Infektion mit Pneumokokken (und zwar meist durch Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae) verursacht wird. Aufgrund von Resistenzen wird deren Bekämpfung immer schwieriger, Impfstoffe bieten nur teilweise Schutz. Mit dem Ziel, neue Antibiotika und Impfstoffe zu entwickeln, haben sich jetzt dreizehn internationale Forschungseinrichtungen aus zehn Ländern in Asien, Europa und Südamerika zusammengeschlossen. Das Projekt, genannt CAREPNEUMO, läuft für drei Jahre und wird in dieser Zeit mit drei Millionen Euro von der EU gefördert. Die Koordination übernimmt die Abteilung Mikrobielle Pathogenität des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.

Die Entwicklung einer Unempfindlichkeit gegenüber Antibiotika bei Krankheitserregern (so genannte Resistenzen) sind ein ernst zu nehmendes Problem: Viele Medikamente, die früher gegen eine Infektion geholfen haben, werden wirkungslos. Die Bakterien haben gelernt, sich den Antibiotika anzupassen. Besonders gefährlich sind multiresistente Bakterienstämme. Gegen diese helfen eine ganze Reihe von Antibiotika nicht mehr. „In Frankreich und Spanien ist beinahe die Hälfte der Pneumokokken-Stämme gegen mindestens ein Antibiotikum resistent“, berichtet Singh Chhatwal, Leiter der Abteilung Mikrobielle Pathogenität am HZI.

Impfstoffe bieten zwar den Vorteil, dass sich keine Resistenzen gegen sie entwickeln. Der entscheidende Nachteil der zwei vorhandenen Pneumokokken-Impfstoffe ist jedoch, dass sie nicht alle der mehr als 90 Unterarten von Pneumokokken (so genannte Serotypen) abdecken. Die Impfstoffe wirken zwar erfolgreich gegen sieben Serotypen. Weil sich deren Verbreitung durch die Impfung nach Angaben von Chhatwal aber reduziere, kommen die bisher wenig verbreiteten Pneumokokken-Serotypen zunehmend häufiger vor. Außerdem sind in Deutschland und den USA andere Serotypen verbreitet als zum Beispiel in Indien. Dies erschwere eine Behandlung und Vorbeugung zusätzlich. „Wir müssen daher alternative Wege zur Behandlung und Vorbeugung von Pneumokokken-Infektionen finden“, sagt Chhatwal, der aus diesem Grund das Forschungskonsortium CAREPNEUMO ins Leben gerufen hat.

Die Arbeit des Konsortiums ist in drei Forschungsprojekte unterteilt: Zuerst werden die Wissenschaftler analysieren, welche Pneumokokken-Serotypen weltweit von Bedeutung sind. Anschließend wollen sie genauer untersuchen, wie die Erreger das menschliche Immunsystem überwinden und zu einer Lungenentzündung führen.