Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Erreger der Lungenentzündung schwächen das Immunsystem mit Wasserstoffperoxid

Bakterien des Stammes Streptococcus pneumoniae, die Lungenentzündungen und andere Infektionen verursachen, bilden Wasserstoffperoxid (H2O2), um das sie abwehrende Körpergewebe zu schwächen und auf diese Weise zu überleben. Doch auch der menschliche Körper produziert H2O2 zur Abwehr von Bakterien.

Bakterien nutzen Wasserstoffperoxid (H2O2), um das Immunsystem zu schwächen und eine Lungenentzündung auszulösen. Das haben Forscher der Umeå University und der Stockholm University ermittelt (siehe Nature Communications 2019; Band 10, Artikel-Nummer: 3493). H2O2 ist ein Bleichmittel (Oxidationsmittel), das für das Aufhellen von Zähnen oder Haaren, als Fleckentferner oder zur Reinigung von Oberflächen und zum Desinfizieren von Wunden eingesetzt wird.

Nach Angaben des Forschungsleiters Nelson Gekara bekämpfen die Bakterien mit der Schwächung des Immunsystems über H2O2 Feuer mit Feuer. Denn der Körper produziert auch H2O2 zur Abwehr von Bakterien. Daher sei es überraschend, dass viele Arten von Bakterien die gleiche Substanz zur Überwindung der Abwehrmechanismen des Körpers nutzten. Saskia Erttmann und Nelson Gekara konzentrierten sich bei ihrer Arbeit auf Streptococcus pneumoniae.

Pneumokokken sind in den meisten Fällen die Ursache einer Lungenentzündung. Sie können aber auch zu einer Hirnhautentzündung oder einer schweren Sepsis führen. Zusätzlich können sie den Weg für den Angriff anderer Mikroben ebnen. Damit gehören sie zu den tödlichsten Krankheitserregern überhaupt. Gleichzeitig besiedeln diese Bakterien bei vielen Menschen als Teil der normalen Flora die oberen Atemwege, ohne dass die Betroffenen krank werden oder davon wissen.

Ziel aller eindringenden Bakterien ist der Verbleib im Körper, ohne eine starke Entzündungsreaktion hervorzurufen, die zu ihrer Eliminierung oder einer Schädigung des Körpers führt. Der menschliche Körper bildet zur Abwehr sog. Inflammasome. Darunter versteht man eine Ansammlung von Enzymen, die das körpereigene Immunsystem bildet, um gegen eingedrungene Krankheitserreger vorzugehen. Dies geschieht normalerweise über das Auslösen einer lokalen Entzündungsreaktion und die Ausschüttung von Botenstoffen (in diesem Fall eines bestimmten Interleukins), so dass Alveolar-Makrophagen angelockt werden, die sich die Erreger einverleiben, um sie zu verdauen und damit unwirksam zu machen.

Dagegen wiederum setzen Pneumokokken und andere Bakterien große H2O2-Mengen frei. Das führt zu einer Inaktivierung der Inflammasome und so zu einer Schwächung des Immunsystems. Bei Mausmodellen hat sich gezeigt, dass Bakterien, die dahingehend verändert wurden, dass sie weniger H2O2 produzierten, nicht mehr in der Lage waren, die Inflammasome zu inaktivieren. Daher kam es zu einer rascheren Entzündungsreaktion und erfolgreichen Entfernung der Bakterien aus den Lungen der Tiere. Auch durch Impfen der Mäuse mit dem Enzym Katalase, das H2O2 abbaut, konnten die Entzündung und die entzündlichen Symptome verstärkt werden.

Quelle: pressetext