Wenn jetzt im Herbst wieder häufiger Atemwegsinfekte auftreten, kann sich bei manchen Kindern ein so genannter Pseudokrupp mit plötzlich auftretenden, bellenden Hustenanfällen und Atemnot entwickeln. Darauf weisen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) hin. „Der Husten setzt plötzlich ein, tritt vorwiegend nachts auf und klingt - ähnlich wie Seehundegebell – bi-tonal“, erläutert Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des BdP und niedergelassener Lungenfacharzt im Lungenzentrum Ulm. „Dieses Husten-Geräusch der betroffenen Kinder ist ein Alarmsignal, das darauf hinweist, dass sich derjenige Bereich der Luftröhre, der unterhalb der Stimmbänder gelegen ist, verengt hat und der Durchtritt für die Atemluft schwerer geworden ist. Anders als bei Asthma bronchiale ist beim Pseudokrupp nicht das Ausatmen, sondern das Einatmen erschwert, wobei pfeifende, fauchende und rasselnde Atemgeräusche zu hören sind. Zudem leiden die betroffenen Kinder unter mehr oder weniger Atemnot, die gerade während eines Hustenanfalles - begleitet von Erstickungsängsten, Herzklopfen und Unruhe - sehr ausgeprägt sein kann.“
Verursacher sind meist Schnupfenviren
Pseudokrupp wird meistens von Viren verursacht, die Erkältungskrankheiten hervorrufen, und ist daher vom „echten Krupp“ bzw. der Diphtherie abzugrenzen - einer sehr ernst zu nehmenden Infektionskrankheit, die von einem Toxin bildenden Bakterium ausgelöst wird. „Ebenfalls möglich, aber hierzulande weitaus seltener ist ein allergisch bedingter Pseudokrupp, der zum Beispiel auf Grund einer Allergie gegen Katzenhaare oder Hausstaubmilben zu einer Verengung und Verkrampfung im Bereich der Luftröhre führen kann“, erklärt Barczok. „In der Regel geht einem Pseudokrupp-Anfall aber eine Erkältung mit Anzeichen von Halsschmerzen und Schnupfen voraus, wobei Parainfluenzaviren die häufigsten Auslöser sind, seltener hingegen RS-, Rhino- oder Masernviren. Betroffen sind meist Kinder im Alter vom 8. Lebensmonat bis zum dritten Lebensjahr. Die Infektion lässt die Schleimhaut des Kehlkopfs unterhalb der Stimmbänder anschwellen. Oft – jedoch nicht immer - sind die Kinder auch heiser, weil die angrenzenden Stimmbänder ebenfalls entzündet sind. Aufgrund zusätzlicher Schleimansammlung verengen sich die bei Kindern ohnehin noch engen Atemwege und es kommt zu vermehrter Luftnot. Dabei können andere Faktoren wie Luftverschmutzung oder Rauchen die Atemnot noch verschlimmern. So lässt sich beobachten, dass Pseudo-Krupp - ähnlich wie auch andere Atemwegserkrankungen im Kindesalter - gehäuft in Raucherfamilien auftritt.“
Kind beruhigen und feuchte Kaltluft zuführen
Die erste Maßnahme bei einem Anfall besteht darin, das Kind zu beruhigen, wenn es keine Luft bekommt und daher Angst hat. „Bewahren Sie Ruhe, nehmen Sie Ihr Kind auf den Arm und streicheln Sie es“, rät Barczok. „Falls es schreit, würde dies nur zu einer weiteren Schwellung der Schleimhaut führen. Darüber hinaus kann bei einem Pseudokrupp-Anfall das Einatmen von kalter, feuchter Luft abschwellend wirken. Daher sollten Sie mit Ihrem Kind auf dem Arm vor ein geöffnetes Fenster treten – oder besser noch: vor den geöffneten Kühlschrank. Die eingeatmete Kaltluft wirkt dann wie ein Eisbeutel im Luftstrom und lässt die Engstelle wieder etwas weiter werden. Bei kühler Witterung können Sie auch im Bad die Dusche heiß aufdrehen und ihr Kind den Wasserdampf einatmen lassen – vorausgesetzt, dass Sie dabei gleichzeitig das Fenster öffnen, da die Atemluft insgesamt kalt und feucht sein sollte. Bis Sie mit dem Kind zum Arzt kommen, kann auch ein Kortisonzäpfchen schnell und zuverlässig wirken, da es die stark geschwollenen Schleimhäute gezielt abschwellen lässt. Kortison ist ein natürliches Hormon, das u.a. entzündungshemmend wirkt und überwiegend tagsüber in der Nebenniere gebildet wird - um Mitternacht hingegen in nur sehr geringen Mengen. Deshalb treten Pseudokrupp-Anfälle vorzugsweise nachts auf. Wenn Kortison nur über einen kurzen Zeitraum angewandt wird, sind keine unerwünschten Nebenwirkungen zu befürchten. Normalerweise ist die Behandlung nach ein bis zwei Tagen abgeschlossen, wobei auch nicht immer Medikamente erforderlich sind. Nur in ganz schweren Fällen kann eine Krankenhauseinweisung notwendig werden“, betont Barczok.
Tipps zur Vorbeugung
Um der Entwicklung eines Pseudo-Krupps vorzubeugen, sollten Eltern Ihr Kind darin unterstützen, ein leistungsfähiges Immunsystem aufzubauen. „Achten Sie auf eine abwechslungsreiche und vitaminreiche Ernährung“, empfiehlt Barczok. „Viel Bewegung in der frischen Luft härtet ihr Kind zusätzlich ab. Wichtig ist auch ein feuchtes Raumklima, das Sie zum Beispiel durch das Aufhängen von Wäsche oder feuchten Tüchern im Zimmer aufrechterhalten können. Auf keinen Fall aber sollten Sie in Gegenwart eines Kindes rauchen, da die empfindliche Schleimhaut von Säuglingen und Kleinkindern durch den Tabakrauch besonders gereizt wird.“