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Endoskopische Lungenvolumenreduktion - aktueller Stand

Welche Verfahren der Lungenvolumenreduktion für bestimmte COPD-Patienten eine Therapieoption darstellen, erläutert Dr. med. Franz Stanzel, Chefarzt an der Lungenklinik Hemer in seinem Online-Vortrag auf dem virtuellen Symposium Lunge am 4.9.2021.

Wenn bei einer COPD-Erkrankung Air-trapping und Überblähung aufgrund eines Lungenemphysems im Vordergrund stehen, können verschiedene Formen der endoskopischen Lungenvolumenreduktion (ELVR) als minimal-invasive Prozeduren eine Verbesserung erzielen.

Zunächst wird bei Patienten, die trotz Therapien und Maßnahmen symptomatisch bleiben, ein HR-CT durchgeführt, um das Emphysem zu charakterisieren (homogen oder heterogen) und das Ausmaß der Zerstörung und der Risse (lobären Fissuren) zu lokalisieren. Außerdem müssen Zusatzbefunde erfasst oder ausgeschlossen werden (Rundherde, Bronchiektasen oder Fibrose).

Eine Fissur gilt als komplett bei > 95 %, als inkomplett bei < 80 %, dazwischen als partiell komplett und kann auf eine fehlende beidseitige Belüftung (kollateraler Fluss) hinweisen. Eine weitere Methode zur Erfassung des kollateralen Flusses ist die Chartis-Messung, die bronchoskopisch über einen Katheter erfolgt. Diese ist insbesondere bei Patienten mit einer partiell kompletten Fissur sinnvoll, weil beim Nachweis eines fehlenden kollateralen Flusses Ventile eine Option darstellen.

Folgende Verfahren der Lungenvolumenreduktion stehen zur Verfügung:

Ventile sind Einweg-Ventile, die den Einstrom von Atemluft blockieren, aber den Ausstrom zulassen. Auch Sekrete können entweichen. Das Therapieprinzip umfasst die komplette Blockade eines Lappens, die im Extremfall zur Atelektase führen kann. Unter einer Atelektase versteht man einen kollabierten Lungenabschnitt, der mit wenig oder keiner Luft gefüllt ist. Der Ziellappen weist eine eingeschränkte Funktion auf, daneben eine fehlende kollaterale Ventilation. Dann kommt es zur Schrumpfung des Lappens und zur Volumenreduktion. Hauptkomplikation des Verfahrens ist der Pneumothorax, insbesondere wenn sich rasch eine Atelektase entwickelt.

Coils sind Spiralen aus Nitinol, die sich in der Lunge ausspannen und mechanisch eine Umformung des Lappens und eine Verbesserung der Rückstellkräfte bewirken. Diese werden meist beidseits in den am stärksten betroffenen Lappen bronchoskopisch eingebracht und sind unabhängig von kollateraler Ventilation. In der Regel sind 10 bis 12 Coils für einen Lappen notwendig. Ein zu großer Zerstörungsgrad des Lungengewebes im Ziellappen bedeutet, dass der Patient nicht für diese Form der ELVR geeignet ist. Ein Nachteil ist die faktische Irreversibilität des Verfahrens. Hauptkomplikationen sind allerdings Pneumonien und Blutungen.

Die thermische Dampfablation (Vapor) ist ein weiteres Verfahren der Volumenreduktion. Dabei wird heißer Wasserdampf in einen geschädigten Lungenabschnitt, meist ein Segment oder Subsegment, über einen Katheter appliziert. Darauf folgen Entzündung, Narbenbildung und dadurch Volumenminderung. Das Verfahren ist irreversibel und unabhängig von der kollateralen Ventilation.

Die biologische Lungenvolumenreduktion mit einer Art Kleber (AeriSeal) basiert auf einer Versiegelung eines Lungenabschnitts mit einem Polymer. Alles weitere ähnelt dem Dampf. Allerdings kann das Verfahren derzeit nur innerhalb einer Studie in wenigen Zentren durchgeführt werden.

Die Entscheidung, welches Verfahren der Lungenvolumenreduktion zum Einsatz kommt, sollte in einem multidisziplinären Team getroffen werden. Dabei muss auch die chirurgische Lungenvolumenreduktion einbezogen werden.

Quelle: Online-Vortrag von Dr. med. Franz Stanzel, Chefarzt an der Lungenklinik Hemer auf dem virtuellen Symposium Lunge am 4.9.2021

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Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: Symposium-Lunge 2021