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Embolierisiken nach Operationen nicht unterschätzen, sondern vorbeugen

Die Gefahr, dass sich nach einer OP ein Gefäßverschluss (Embolie) bildet, ist wahrscheinlich viel größer als bisher angenommen. Prophylaxemaßnahmen zur Vermeidung von Thrombosen sollten daher unbedingt konsequent durchgeführt werden. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

Das Risiko, dass sich nach einer Operation ein Blutgefäßverschluss aufgrund eines Blutgerinnsels (Thromboembolie) bildet, ist möglicherweise sehr viel höher als bisher angenommen. Betroffene sollten daher die übliche Thrombose-Prophylaxe unbedingt sorgfältig durchführen und eine möglichst rasche Mobilisierung nach der OP anstreben. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf die aktuell veröffentlichten Ergebnisse einer Studie mit über einer Million Frauen mittleren Alters (siehe British Medical Journal 2009, Band 339, Seite b4583), die zwischen 1996 und 2001 an einem Screening auf Brustkrebs teilgenommen hatten und sich dann bereit erklärten, ihre Daten auch noch für andere wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung zu stellen. „Nach einer stationären Operation ist das Risiko für eine tiefe Venenthrombose oder Lungenembolie nicht nur – wie bisher angenommen - in den ersten zwei Wochen erhöht, sondern steigt bis zur dritten Woche steil an“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Wie aus der genannten Studie hervorgeht ist es in dieser Zeit um das 110-fache höher im Vergleich zu nicht operierten Frauen. Selbst sechs Wochen nach einer OP ist das Thromboembolie-Risiko noch um das 70-fach erhöht, nach 12 Wochen um das 20-fache. Danach nimmt es zwar stetig ab, ist aber trotzdem selbst nach 12 Monaten noch um das 4-fache erhöht. Anders ausgedrückt muss eine von 140 Frauen mittleren Alters damit rechnen, dass sie nach einer stationären Operation eine venöse Thromboembolie entwickelt, die eine erneute Behandlung im Krankenhaus erforderlich macht.“

Mobilisation durch Art der OP beeinträchtigt

Um das Risiko für die Bildung einer Thromboembolie zu senken, sollte die Prophylaxe mit Blutverdünnern wie Heparin wie vom Arzt vorgeschrieben durchgeführt werden. „Besonders wichtig ist auch eine rasche Mobilisierung nach der OP, das heißt: so bald und oft wie möglich das Bett verlassen und umherlaufen, um die Durchblutung anzuregen", betont Köhler. „Denn das Thromboembolie-Risiko ist ebenfalls sehr stark von der Art der OP und der damit für den Patienten verbundenen Immobilität abhängig. Besonders hoch ist es nach einer Hüft- oder Knieoperation, die eine Mobilisation der Patienten stärker einschränkt als beispielsweise eine ambulante Operation, nach der die Patienten das Krankenhaus sogleich wieder verlassen können.“

Birnen- bzw. apfelförmige Figur besonders ungünstig

Zusätzliche Risikofaktoren für die Entwicklung einer Thrombose oder Lungenembolie sind bekanntlich das Rauchen, eine Erkrankung an Diabetes und stark erhöhte Cholesterinwerte. „Aber auch eine birnenförmige Figur mit einer bevorzugten Ansammlung von Fettgewebe an den Hüften und Oberschenkeln scheint bei Frauen das Thrombose-Risiko zu erhöhen, selbst wenn sie nicht übergewichtig sondern normalgewichtig sind“, erläutert Köhler. „Demgegenüber sind Männer mit einer apfelförmigen Figur (Speckansammlung an Bauch und Taille) stärker Thrombose gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt eine andere aktuelle Studie mit mehr als 50.000 weiblichen und männlichen Teilnehmern, die über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren beobachtet wurden (siehe Circulation 2009, Band 120, Seite 1850-1857). Die Forscher vermuten, dass die Zellen im Fettgewebe Hormone bilden, die sich förderlich auf die Blutgerinnung auswirken, so dass das Blut eher verklumpt. Insbesondere wer seine möglichen Risikofaktoren nicht in den Griff bekommen sollte, muss die Thrombose-Prophylaxe ernst nehmen und konsequent durchführen“, warnt Köhler.