Unter allen Krebserkrankungen führt das Bronchialkarzinom am häufigsten zum Tod. Untersuchungen zur Abschätzung, wie weit sich ein Lungenkrebs bereits im Körper ausgebreitet hat, können unnötige Operationen verhindern. Denn wenn ein Krebs bereits Tochtergeschwülste gebildet hat, lohnt sich die Entfernung des Haupttumors oft nicht mehr. Oder seine Ausdehnung in der Lunge ist zu groß, als dass er entfernt werden könnte – der Patient wäre sonst nach der Operation nicht mehr lebensfähig. Manche Mediziner gehen davon aus, dass etwa 40% der durchgeführten Operationen mit teilweiser oder vollständiger Entfernung der Lunge auf einem ungenauen Untersuchungsergebnis beruhen könnten. Endoskopische Methoden und Feinnadelbiopsien sind zwei geeignete Methoden, um verdächtiges Gewebe zu entnehmen und auf Anzeichen für Krebs zu untersuchen. Ein genaueres Ergebnis bei der Abschätzung von Krebsstadien (staging) könnte aber erzielt werden, wenn diese beiden Methoden miteinander kombiniert, also in Ergänzung zu einander angewendet würden. Dies berichten Wissenschaftler vom University Medical Center im niederländischen Leiden im Fachjournal JAMA (The Journal of the American Medical Association.
Mehr betroffene Lymphknoten ausfindig machen
Dr. Jouke Annema und ihre Kollegen hatten beide Methoden an 107 Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungentumor - einer besonders häufig vorkommenden Lungenkrebsform - getestet. Bei der angewandten Feinnadelbiopsie handelt es sich um eine den Patienten so wenig wie möglich belastende (minimal invasive) Untersuchungsmethode mit der komplizierten Bezeichnung „Transösophageale Ultraschall-geleitete Feinnadelbiopsie“ (abgekürzt EUS-FNA aus dem Englischen: trans-esophageal ultrasound-guided fine needle aspiration). Als zweites wurde eine Mediastinoskopie durchgeführt, also eine Endoskopie im Bereich des Mediastinums .
Besser und aussagekräftiger als für jede Methode einzeln betrachtet, war das Ergebnis, das beide Methoden in Ergänzung zu einander lieferten. So konnten 36% der Patienten entdeckt werden, bei denen Tochtergeschwülste in den Lymphknoten vorlagen. Demgegenüber erfasste man mit der EUS-FNA allein nur 28% und mit der Mediastinoskopie allein nur 20% der Patienten. Das bessere Ergebnis der beiden Methoden in Kombination liege daran, dass mit der Feinnadelbiopsie tiefer gelegene Lymphknoten erreicht werden können, so dass insgesamt mehr verschiedene Lymphknoten, die an unterschiedlichen Stellen sitzen, herangezogen werden können, erläutert Annema. So könne man sowohl mögliche Metastasen in den Lymphknoten als auch die Ausbreitung eines Tumors ins Mediastinum besser erkennen. Nach Ansicht der Autoren der Studie könnten mit dieser kombinierten Untersuchungsmethode aus EUS-FNA und Mediastinoskopie etwa 16% der unnötigen Lungen-Operationen verhindert werden. Allerdings müsse man auch einräumen, dass selbst die kombinierte Methode nicht perfekt ist: 2% der erzielten Ergebnisse erwiesen sich als falsch-positiv, wiesen also auf einen Tumor hin, wo in Wirklichkeit gar keiner war. Hier ist weitere Forschung vonnöten.
Quelle: JAMA (2005); Vol. 294:931-936