Viele Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leiden vor allem bei körperlicher Belastung unter Luftnot, da insbesondere das Ausatmen aufgrund einer Verengung ihrer Atemwege erschwert ist. Atemnot und eingeschränkte Leistungsfähigkeit sind allerdings nicht immer ausschließlich auf das Fortschreiten der Erkrankung und die dadurch eingeschränkte Lungenfunktion zurückzuführen. Vielmehr ist die zu beobachtende Luftnot oft auch auf einen allgemeinen Trainingsmangel zurück zu führen, der sich aus der krankheitsbedingten (und das Auftreten von Atemnot vermeiden wollenden) Schonhaltung der Patienten ergibt. Dieser „Trainingsmangel" führt dann rasch zu einem verhängnisvollen Teufelskreis: Die anfängliche Luftnot führt zu vermehrter körperlicher Schonung und damit Trainingsmangel, was zu noch mehr Atemnot und körperlicher Schonung führt, woraufhin sich die Lebensqualität und das körperliche Leistungsvermögen der Betroffenen immer weiter verschlechtern. Deshalb werden in der Rehabilitation von COPD-Patienten spezielle Lungensport-Übungen mit vertiefter Atmung durchgeführt, um die Atemmuskulatur wieder zu trainieren und die körperliche Belastbarkeit der Betroffenen allgemein zu verbessern. Bisher erforderte ein solches Atemmuskel-Ausdauertraining (respiratory muscle endurance training, abgekürzt RMET) allerdings recht komplizierte Geräte, um die Atemgase im Gleichgewicht zu halten, zumal ja bei COPD-Patienten das Ausatmen (und damit das Abatmen von Kohlendioxid) erschwert ist. Jetzt berichten niederländische Wissenschaftler vom „Medical Center Leeuwarden“, dass sich dieses Gleichgewicht der Atemgase auch mit ganz einfachen Mitteln erreichen lässt – zum Beispiel indem der Patient beim Training durch eine mit einem Mundstück verbundene Röhre atmet und dadurch seine Totraumventilation erhöht.
In ihrer Untersuchung, die im Fachjournal Chest veröffentlicht wurde, ließen die Forscher um Dr. Ralph Koppers 36 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD fünf Mal die Woche für 15 Minuten auf dem Fahrrad-Ergometer trainieren, wobei sie entweder über die besagte Röhre atmen sollten oder über ein Gerät ohne Effekt auf das Totraumvolumen. Dabei konnten sie nachweisen, dass sich durch das Training mit „Röhrenatmung“ die Atemnot der Patienten verringerte und sich ihre körperliche Belastbarkeit und Ausdauer erheblich verbesserte, womit eine deutliche Steigerung der Lebensqualität erreicht werden konnte. „Jetzt müssen weitere Untersuchungen zeigen, ob auch Patienten mit sehr stark fortgeschrittener COPD diese Trainingsmethode erfolgreich ausführen können“, kommentiert Koppers. „Auf jeden Fall handelt es sich um eine sehr einfache, kostengünstige und selbst für den Hausgebrauch geeignete Methode, die künftig eine breite Anwendung finden dürfte.“
Quelle: Chest (2006) Band 129, Seite 886-892.
Zusammenfassung (abstract)