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Ein neues Mittel gegen multi-resistente Krankenhauskeime

Im Krankenhaus kann es gelegentlich zu bakteriellen Infektionen kommen, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft. Jetzt haben Forscher in den USA eine Bakterien abtötende Substanz entdeckt, die auf einem völlig neuartigen Wirkmechanismus beruht.

Insbesondere in Krankenhäusern gibt es gelegentlich das Problem, dass bakterielle Keime auftreten, die gegen die meisten gebräuchlichen Antibiotika unempfindlich (resistent) sind. Solche multi-resistenten Keime können sich durch übermäßigen Antibiotika-Einsatz oder auch mangelhafte Hygiene entwickeln. Da die betreffenden Bakterien mit herkömmlichen Medikamenten nicht mehr bekämpft werden können, stellen sie vor allem für Immungeschwächte und frisch Operierte in der Klinik eine große Gefahr dar. So kommt sogar das als besonders wirksam geltende Antibiotikum Vancomycin gegen bestimmte Bakterien nicht mehr an – wie zum Beispiel gegen gewisse Staphylokokken , die Lungenentzündungen, Blut- oder Nahrungsmittelvergiftungen hervorrufen oder Enterokokken, die zu Wundinfektionen oder Entzündungen des Urintrakts, des Herzens oder der Hirnhäute führen können. Jetzt haben US-Forscher von den „Merck Research Laboratories“ in Rahway, New-Jersey ein neues Antibiotikum entdeckt. Dessen Bakterien abtötende Wirkung beruht auf einem neuartigen Mechanismus, was viele der mittlerweile resistenten Bakterienarten wieder angreifbar macht.

Wie die Wissenschaftler um Dr. Jun Wang im Fachjournal Nature berichten, gehört das neue, Platensimycin genannte Antibiotikum zu einer bisher unbekannten Klasse von Bakteriengiften. Dieses wird von den in Südafrika im Boden lebenden Bakterien der Art Streptomyces platensis zur Abwehr anderer Bakterien gebildet. Während die meisten, bisher gebräuchlichen Antibiotika dadurch wirken, dass sie den Aufbau der Bakterienzellwand und damit das Wachstum der Keime unterbinden, greift Platensimycin in den Fettstoffwechsel von Bakterien ein: Es hemmt ein Enzym (FabF/B), das Bakterien zur Bildung von bestimmten Fettsäuren und letztendlich zur Energiegewinnung benötigen. Im Test mit Mäusen hat sich das neue Antibiotikum bereits gut bewährt: Infektionen mit Staphylococcus aureus wurden effektiv abgewehrt. Außerdem zeigt Platensimycin auch gegen eine Anzahl weiterer Keime Wirksamkeit. „Mit dieser Substanz haben wir womöglich ein neues, gut wirksames Breitband-Antibiotikum gegen gram-positive Bakterien in der Hand, das keine toxischen Nebenwirkungen zu verursachen scheint“, fassen die Autoren zusammen.

Quelle: Nature (2006), Band 441, Seite 358-361.
Zusammenfassung (abstract)