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Doppeltes Unfallrisiko am Steuer

Wer unter Schlafapnoe und deshalb einer erhöhten Tagesmüdigkeit leidet, ist im Straßenverkehr doppelt so stark gefährdet wie Menschen, die einen gesunden Schlaf haben. Das haben französische Forscher auf einer Teststrecke bei Grenoble beobachtet.

Etwa vier bis sechs Prozent der Bevölkerung leiden unter einer so genannten Schlafapnoe mit wiederholten Atemaussetzern im Schlaf, was zu Benommenheit und erhöhter Müdigkeit am Tag führt. Insofern gilt Schlafapnoe auch als wichtigste Ursache für den Sekundenschlaf - noch vor unregelmäßiger Schichtarbeit, Drogen- und Alkoholkonsum. Ein Viertel aller tödlichen Unfälle werden auf das gefährliche Einnicken am Steuer zurückgeführt, auf Autobahnen sogar ein Drittel. Jetzt haben französische Forscher in Praxisversuchen auf einer Teststrecke bei Grenoble festgestellt, dass Schlafapnoe-Patienten ein doppelt so hohes Unfallrisiko wie Menschen ohne solche Beschwerden haben. In Notfällen reagieren sie im Schnitt eine halbe Sekunde später als andere. Schon bei Tempo 40 verlängere sich der Bremsweg um 8,8 Meter, bei typischem Autobahntempo sogar um rund 18 Meter, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt The European Respiratory Journal (Bd. 28, S. 1020). Die um eine halbe Sekunde verzögerte Reaktionszeit verdoppele die Gefahr einer Kollision.

Die Gruppe um Stéphanie Mazza vom Schlaflabor der Universitätsklinik Grenoble prüfte die Reaktionszeit von Probanden mit und ohne Schlafapnoe auf einer Auto-Versuchstrecke. Die Versuchsteilnehmer mussten dabei vor plötzlich auftauchenden Wasserwänden bremsen oder auf Anweisungen der Forscher reagieren. Fahrer mit Schlafapnoe fuhren dabei doppelt so häufig auf ein Hindernis auf wie die anderen, wie die Forscher beobachteten. Für einen Folgetest setzten zehn Schlafapnoe-Patienten drei Monate lang eine nächtliche Sauerstoffmaske (CPAP ), wie sie zur Therapie von Schlafapnoe eingesetzt werden, auf. Danach waren bei ihnen in einem erneuten Fahrtest keine Unterschiede mehr zu Probanden ohne Atemaussetzer feststellbar. Solche deutlichen Behandlungserfolge könnten mehr Apnoe-Patienten zu einer Therapie bewegen, meinen die Forscher.

Quelle: The European Respiratory Journal (2006), Online-Ausgabe, doi:10.1183/09031936.06.00112905
Zusammenfassung (abstract)