Viele, aber längst nicht alle Raucher erkranken an chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD), die zu Atemlosigkeit, Husten und wiederholten Infektionen des Brustraums (Exazerbationen) führen. Von ihnen sind allerdings auch Personen betroffen, die in ihrem ganzen Leben nie eine Zigarette geraucht haben. Forscher der University of Leicester wollten herausfinden, warum es auch Patienten mit Raucherlungen gibt, die nicht an COPD erkranken, und haben dazu große Mengen an Daten analysiert von Personen, die der UK-Biobank Informationen zu Gesundheit und Genen zur Verfügung gestellt hatten. Insgesamt hat das Team um Martin Tobin 50.000 Personen untersucht, wobei es sich auf COPD konzentrierte. Schätzungen gehen davon aus, dass davon allein in Großbritannien rund drei Mio. Menschen betroffen sind.
Durch den Vergleich der Daten von Rauchern und Nichtrauchern sowie von an COPD erkrankten Personen konnten Bereiche der Gensubstanz (DNA) identifiziert werden, die das COPD-Risiko senken (siehe The Lancet Respiratory Medicine, Band 3/10, Seite 769–781). Raucher mit "guten" Genen verfügten über ein geringeres Krankheitsrisiko als jene mit "schlechten". Tobin zufolge beeinflussen die betreffenden Genabschnitte das Wachstum der Lungen und wie diese auf Verletzungen reagieren.
Die Experten identifizierten außerdem Teile des genetischen Codes, die bei Rauchern verbreiteter waren als bei Nichtrauchern. Diese scheinen die Gehirnfunktion zu verändern und dabei u.a. zu beeinflussen, wie leicht jemand von Nikotin abhängig wird. Dieser Zusammenhang müsse jedoch noch näher überprüft werden.
Die Ergebnisse erklären, warum manche Menschen, obwohl sie lebenslange Zigarettenkonsumenten sind, noch gesunde Lungen haben können: Ihre Gene durchlaufen offenbar positive DNA-Mutationen, die die schädlichen Auswirkungen des Rauchens abzupuffern scheinen. Nach Angaben von Tobin und seinen Kollegen könnten diese Forschungsergebnisse künftig möglicherweise auch zu neuen Medikamenten führen.
Quelle: pressetext