Da bei den Therapieformen gegen Krebs, die von der Schulmedizin angeboten werden, in manchen Fällen nur unzureichende Erfolge erzielt werden können, ist die Suche nach Alternativen – insbesondere biologischen („natürlichen“) Heilmethoden – verständlich. Immerhin erkranken jährlich ca. 400.000 Menschen neu an einem bösartigen Tumor und es werden zugleich über 200.000 Menschen registriert, die an Krebs sterben.
Geradezu hartnäckig taucht immer wieder die Behauptung auf, dass hohe Dosen von Vitamin C von bis zu 500 mg täglich (oder sogar darüber) vor Krebs schützen sollen. „Solche Aussagen müssten allerdings erst einmal in wissenschaftlichen Studien auch belegt werden!“, meint Prof. Dr. A. Gillissen, Leiter der Robert-Koch-Klinik in Leipzig – einem multidisziplinären Zentrum für pneumologische Erkrankungen „Demgegenüber sind die gerne immer wieder zitierten Fallberichte von Einzelnen in keiner Weise aussagekräftig, worauf die Lungenstiftung ausdrücklich hinweist. Bereits vor 30 Jahren ließen erste Untersuchungen vermuten, dass große Mengen Vitamin C, die den Patienten intravenös verabreicht werden sollten, durch ihre antioxidative Wirkung vor Krebs schützen würden. Dieser Zusammenhang ist jedoch wissenschaftlich äußerst fragwürdig, da die Zufuhr sehr großer Mengen an künstlichem Vitamin der Gesundheit sogar schaden kann und das Erbgut verändern kann“, warnt Prof. Gillissen unter Berufung auf eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2001 (Lee et al, Science 292:2083-2086, 2001).
Kürzlich wurde eine bedeutsame große Studie in den USA zu diesem Thema veröffentlicht (Slatore et al, Am.J.Respir.Crit.Care Med. 177:524-530, 2007). Für diese Untersuchung wurden knapp 80.000 Männer und Frauen angeschrieben und nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. „Dabei zeigte sich, dass das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, durch die zusätzliche Einnahme von Vitamin C, E und Folsäure in keiner Weise - d.h. weder durch die Einnahme als solche, noch in Abhängigkeit von der eingenommenen Dosis - beeinflusst werden konnte“, erläutert Prof. Gillissen. „Ganz im Gegenteil dazu erhöhte sich das Krebsrisiko durch die Einnahme von Vitamin E sogar etwas.
Da bei den allermeisten Patienten der Lungenkrebs durch jahrelanges - meist jahrzehntelanges - Zigarettenrauchen entstanden ist, bleibt Prof. Gillissen zufolge nur eine wirklich vernünftige Empfehlung: „Nicht den eigenen Körper mit einer Überdosis von Vitaminen bombardieren, sondern ganz einfach nicht mehr rauchen!“