Am Mittwoch, den 10. Oktober, wird eine neue Anlage des Sächsischen Serumwerks (SSW) in Dresden mit modernster Technik zur Produktion von Grippeimpfstoffdosen im Beisein von Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt in Betrieb genommen. Mit der neuen Produktionsstätte in Dresden, in der die jährliche Produktionskapazität bis ins Jahr 2008 von derzeit 35 auf 70 Millionen Grippeimpfstoffdosen gesteigert werden kann, wird Deutschland zum weltweit bedeutendsten Standort für die Produktion von Grippeimpfstoffen. „Die Kapazitätsverdoppelung der Grippeimpfstoffproduktion am Standort Dresden soll dem weltweiten Bedarf an Grippeimpfstoff gerecht werden, der dynamisch angewachsen ist und noch weiter wächst“, erläutert Peter Wutzler, Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV). „Schließlich sind angesichts der weltweit zunehmenden Häufigkeit von Vogelgrippefällen die Risiken für das Auftreten einer Grippe-Pandemie weiter angestiegen, die nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Millionen von Menschen das Leben kosten könnte.“ Mit dem neuen Erweiterungsbau können in Deutschland nun insgesamt mindestens 80 Millionen Grippe-Impfstoffdosen für den weltweiten Markt produziert werden, das entspricht etwa einem Viertel der gesamten Produktionskapazitäten weltweit. In Dresden soll zukünftig auch der derzeit in Entwicklung befindliche Präpandemie-Impfstoff hergestellt werden, der gegen den Vogelgrippe-Erreger H5N1 gerichtet ist bzw. gegen ähnliche Influenza-Virusstämme, die potentiell eine Pandemie auslösen können - sowie der im Falle einer Pandemie notwendige Pandemie-Impfstoff.
Entwicklung neuer präpandemischer Impfstoffe
Das Ziel der Entwicklung solcher Pandemie-Kandidat-Impfstoffe ist es, über Kreuzprotektion auch einen gewissen Schutz gegen nicht im Impfstoff enthaltene Varianten zu vermitteln, bis ein maßgeschneiderter Impfstoff hergestellt werden kann. „Die Impfung der Bevölkerung mit einem solchen präpandemischen Influenza-Impfstoff sollte unmittelbar nach Ausbruch einer Pandemie erfolgen“, erklärt Wutzler, der auch Leiter des Instituts für Virologie und antivirale Therapie der Uniklinik in Jena ist. „So kann eine Grundimmunisierung aufgebaut werden, die nicht nur auf ein bestimmtes Virus zugeschnitten ist, sondern gleichzeitig gegen verschiedene Erreger-Typen schützt. Damit lässt sich die Schwere des Krankheitsverlaufes bei Infizierten zumindest abmildern und eine Ausbreitung des Pandemie-Virus eindämmen.“ Erreicht wird das durch den Zusatz eines neuen, so genannten Adjuvanssystems. Damit gelingt es, nicht nur die Immunantwort auf die im Impfstoff enthaltenen Viruspartikel erheblich zu verstärken. Auch verwandte Virusstämme können vom menschlichen Organismus besser bekämpft werden. „Zudem bietet dieser präpandemische Impfstoff den Vorteil, dass er sehr viel niedriger dosiert werden kann als herkömmliche Impfstoffe“, betont Wutzler. „Aus einer bestimmten Menge Impfstoff können somit wesentlich mehr Impfstoffdosen hergestellt werden, so dass in kürzerer Zeit mehr Menschen geimpft werden können. Das erhöht ihre Überlebenschancen, bis ein maßgeschneiderter Pandemie-Impfstoff zur Verfügung steht.“
Produktion für den Weltmarkt
Das SSW Dresden stellt jetzt nach seiner Erweiterung, in die über 100 Millionen Euro investiert worden sind, eine der modernsten Impfstoffanlagen dar, in der Grippeimpfstoffe für den Weltmarkt produziert werden. „Im Frühjahr und Sommer für die Nordhalbkugel und im Winter für die Südhalbkugel“, berichtet Florian Martius, Pressesprecher des Impfstoffherstellers GlaxoSmithKline, zum dem das Sächsische Serumwerk Dresden gehört. „Damit nehmen wir bei der globalen Versorgung mit Grippeimpfstoffen eine führende Stellung ein. Nachdem der Probebetrieb bereits Mitte 2007 gut angelaufen ist, werden wir 2008 die volle Inbetriebnahme erreichen. Der offizielle Produktionsbeginn ist für Februar 2008 geplant. Dann können wir von Dresden aus rechtzeitig zur Saison 2008/2009 doppelt so viele Grippeimpfstoffe wie bisher in die Märkte liefern“, stellt Martius in Aussicht.