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Der Vogelgrippe auf der Spur

Nach acht Monaten Vogelgrippe-Forschung am Bodensee haben sich die Flugrouten mancher Entenarten als weitaus weniger räumlich beschränkt erwiesen als bisher angenommen. Damit könnten die Enten beim Verschleppen des Vogelgrippe-Virus eine größere Rolle spielen als gedacht.

Die Reisefreude heimischer Enten hat die Forscher von der Vogelwarte am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell (Kreis Konstanz) überrascht. Sie hatten zwölf Enten am Bodensee gefangen und mit Sendern versehen um den Verbreitungswegen der Vogelgrippe auf die Spur zu kommen. Nach nur wenigen Monaten seien bereits Signale aus halb Europa gekommen, berichteten die Experten kürzlich auf einer Konferenz zum internationalen Forschungsprojekt Constanze in Friedrichshafen. Besonders weit flog Erpel 499 - eine eher unscheinbare Reiherente. Das Tier tauchte an der polnischen Grenze ebenso auf wie später in Prag. Erpel 509, eine Stockente, schaffte es vom Bodensee bis nach St. Petersburg. Derzeit funkt Erpel 509 aus Berlin. Nun warten die Forscher gespannt auf eine mögliche Rückkehr an den Bodensee. Schweizer Kollegen bestätigten die Ergebnisse, indem sie Daten beringter Tafelenten vom Bodensee auswerteten. Ein Abgleich mit mehr als 8000 Meldungen von abgelesenen Ringen aus Europa zeigte Griot zufolge: „Die Tafelenten kommen durchaus aus Regionen, die von der Vogelgrippe betroffen sind.“ Dabei seien die Tiere teils auch außerhalb der üblichen Vogelzugzeiten unterwegs. Andere Wissenschaftler verfeinerten die Vogelgrippe- Diagnose und testeten mehr als 100 Wildvögel. Forscher des Schweizer Tropeninstituts in Basel entwickelten zum Beispiel mathematische Modelle zur Ausbreitung der Epidemie.

Für Constanze-Gesamtleiter Christian Griot vom Schweizer Institut für Viruskrankheiten sind die Flugrouten der Enten am Bodensee, die sich nach acht Monaten Vogelgrippe-Forschung abgezeichnet haben, schon erstaunlich: „Das Zugverhalten der Enten ist doch nicht so lokal beschränkt, wie wir glaubten.“ Damit könnten die Enten beim Verschleppen des Virus eine größere Rolle spielen als bisher angenommen. Dennoch ist Griot sicher: „Jedenfalls sind wir jetzt besser gerüstet.“ Ein erneuter Ausbruch der Vogelgrippe am Bodensee würde rascher entdeckt als beim letzten Auftreten im Frühjahr 2006. Das Projekt Constanze läuft bis 2009 und ist mit zwei Millionen Euro ausgestattet. Die Forscher vereinbarten in Friedrichshafen eine Zusammenarbeit mit dem baden- württembergischen Programm Wildvögel und Vogelgrippe. So werde der Bodensee zu einem der am besten untersuchten Gewässer Europas - darüber waren sich die Wissenschaftler und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) in Friedrichshafen einig.