Die Sarkoidose wird auch Morbus Boeck genannt und ist eine in Nordeuropa häufig auftretende Erkrankung, bei der sich Ansammlungen mikroskopisch kleiner Knötchen in den unterschiedlichsten Organen bilden. Vorrangig betroffen sind die Lymphknoten und das Lungengewebe, es kann aber so gut wie jedes andere Organ ebenso befallen sein. Diese Knötchen, auch Granulome genannt, können die normale Funktion der befallenen Organe einschränken und so zu Beschwerden führen. Die Ursache der Sarkoidose ist bisher nicht geklärt. Man weiß aber, dass Granulome verschiedene Arten von Abwehrzellen des Körpers enthalten (wie Langerhanssche Riesenzellen , Lymphozyten ). Da bei der Sarkoidose meistens die Lunge befallen ist, werden auch immer wieder infektiöse Erreger (Bakterien, Viren, Pilze) als Ursache diskutiert oder Allergene (zum Beispiel Pollen von Nadelbäumen). Für diese Vermutung gibt es allerdings bisher noch keine Beweise.
Jetzt hat ein Wissenschaftler-Team aus Kopenhagen herausgefunden, dass wiederkehrende Granulome bei Transplantationspatienten vom Empfänger selbst – nicht vom Spenderorgan – stammen. Im Verlauf von dreizehn Jahren (von 1992-2004) erhielten am „Danish National Centre of Lung Transplantation“ 7 Patienten mit einer Sarkoidose im Endstadium eine „neue“ Lunge durch Lungentransplantation. Bei einer Patientin konnte nachgewiesen werden, dass ihre wiederkehrenden Granulome in der transplantierten Lunge, die 5 Monate nach der Transplantation auftraten, nicht von den Immunzellen des Spenders stammen, sondern vom Empfänger – also von ihr selbst. Da diese Patientin ihre transplantierte Lunge von einem männlichen Spender bekommen hatte, ließ sich in ihrem neuen, transplantieren Organ das vom Spender stammende Gewebe von ihren eigenen Zellen, die ihr Körper selbst gebildet hatte, unterscheiden.
Anfärben beweist unterschiedliche Herkunft
Wie die Wissenschaftler aus Dänemark in der September-Ausgabe des European Respiratory Journal berichten, hatten sie zum Nachweis die geschlechtsabhängigen X- und Y-Chromosomen in der transplantierten Lunge unterschiedlich angefärbt (mit einem Floureszenz-Farbstoff). Schließlich haben nur Männer Y- Chromosomen in ihren Zellen. So konnte man mit der so genannten in-situ-Hybridisierungs-Methode nachweisen, woher die Lungentransplantat- und Granulomzellen stammten. Denn in den neugebildeten Granulomen, kamen ausschließlich X-Chromosomen (die also von der weiblichen Patientin stammen mussten) auf, jedoch keinerlei Y-Chromosomen, die vom männlichen Spender hätten stammen müssen.
Dieses Ergebnis bestätigt die Vermutung, dass es sich bei der Sarkoidose um eine Erkrankung mit verstärkter zellulärer Immunantwort handelt. Dabei geht man davon aus, dass die Bildung von Granulomen wahrscheinlich von einer übersteigerten Aktivierung des Immunsystems verursacht wird, wobei bei fast allen Betroffenen eine überschießende Reaktion der T-Zell-Funktion vorliegt. Die jetzige Erkenntnis der Forscher aus Kopenhagen dürfte dazu beitragen, die weitere Ursachenforschung der Sarkoidose in die richtige Richtung zu lenken.
Quelle: European Respiratory Journal (2005) 26(3):549-552
Pop-up: Langerhanszellen
Aufgabe der Langerhanszellen, die quasi als Gesundheitspolizisten der Haut (Makrophagen der Epidermis) fungieren, ist es, eingedrungene Fremdstoffe (Antigene) aufzunehmen und an Abwehrzellen des Immunsystems - die so genannten T-Lymphozyten - zu überbringen, damit diese zielgerichtete Antikörper bilden und so die fremden Antigene unschädlich machen können.
Pop-up Lymphozyten
Diese Zellen sorgen für die Immunabwehr und sind sogenannte „immunkompetente Zellen“, weil sie die Fähigkeit besitzen, diejenigen Antigene, mit denen sie in Kontakt kommen, individuell zu erkennen und speziell zu bekämpfen. Man unterscheidet B- und T-Lymphozyten
Pop-up: Allergene
Das sind bestimmte biochemische Oberflächenstrukturmerkmale einer Substanz (so genannte Antigene), die vom Immunsystem als fremd („not self“) erkannt werden und eine übersteigerte Immunreaktion (allergische Reaktion) auslösen können.
Pop-up: Immunantwort, zelluläre
Während der zellvermittelten körpereigenen Abwehr (bei der verschiedene Zelltypen wie B- und T-Zellen, Makrophagen, Antigen-präsentierenden Zellen, Granulozyten u.a. zum Einsatz kommen) steht die sogenannte Antigen-Antikörper-Reaktion im Mittelpunkt. Um eingedrungene, körperfremde Antigene zu bekämpfen, bildet der Körper spezielle Antikörper gegen diese, die dann beim zweiten Kontakt gezielt an die Antigene binden. Die so entstehenden Immunkomplexe werden dann unschädlich gemacht.
Pop-up: Immunsystem
Das körpereigene Abwehrsystem besteht aus drei Funktionskreisen:
(1) Knochenmark als Bildungsort für Immunzellen.
(2) Verschiedene zentrale Immunorgane wie Thymus (Prägung von T-Lymphozyten) und darmnahe Lymphorgane (für die Prägung von B-Lymphozyten).
(3) Sekundäre Lymphorgane wie Milz, Lymphknoten und Mandeln (Tonsillen).
Man unterscheidet die sogenannte humorale Abwehr (über die Körperflüssigkeiten mit darin enthaltenen Antikörpern und Faktoren aus dem so genannten Komplementsystem) und die zellvermittelte Abwehr (mit B- und T-Zellen, Makrophagen, Antigen-präsentierenden Zellen, Granulozyten u.a.).
Pop-up: T-Zellen (T-Lymphozyten)
T-Zellen kommen hauptsächlich in der Lymphflüssigkeit vor und reifen im Thymus (daher das T) heran. Sie sorgen (wie die B-Lymphozyten auch) für die Immunabwehr und sind sogenannte „immunkompetente Zellen“, weil sie die Fähigkeit besitzen, diejenigen Antigene, mit denen sie in Kontakt kommen, individuell zu erkennen