„Anhaltender Husten und Atemnot können sehr viel öfter ein Zeichen für Lungenkrebs sein als beispielsweise Bluthusten. Letzterer ist zwar das bekanntere Warnzeichen, tritt aber im Vergleich zu anderen Symptomen bei Lungenkrebs nur selten auf“, erläutert Prof. Dieter Köhler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft in Schmallenberg. Anhand einer aktuellen Symptomliste, die ein britisches Forscherteam von der Universität Bristol im vergangenen Dezember veröffentlicht hat, können Risikopatienten und Ärzte künftig besser prüfen und entscheiden, ob bei Verdacht auf Lungenkrebs eine genauere körperliche Untersuchung durchgeführt werden sollte.
Insgesamt umfasst die Symptomliste, die das Team unter Leitung von Dr. W. Hamilton von der Universität Bristol in der Dezember-Ausgabe des Fachjournals Thorax vorgestellt hat, sieben Anzeichen (Nr. 1-7), ein körperliches Merkmal (Nr. 8) sowie zwei auffällige Untersuchungsbefunde (Nr.9-10). Im einzelnen handelt es sich um:
- Bluthusten
- Gewichtsverlust
- Appetitverlust
- Atemnot
- Schmerzen im Bereich des Brustkorbs (Thorax)
- Müdigkeit
- anhaltender Husten
- Trommelschlegelfinger
- starke Vermehrung der Thrombozyten
- abnorme Werte bei der Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie)
„Jedes einzelne dieser Anzeichen kann unabhängig oder auch in Kombination mit anderen Symptomen auf die Entwicklung eines Bronchialkarzinoms hinweisen“, betont Dr. Michael Barczok, niedergelassener Pneumologe im Lungenzentrum Ulm und Medienbeauftragter des Bundesverbands der Pneumologen (BdP). Betroffene sollten sich an einen Lungenfacharzt wenden, der gegebenenfalls spezielle Untersuchungen wie Röntgen der Lunge , Sputum-Diagnostik (Analyse des Auswurfs) , Bronchoskopie (Lungenspiegelung) und bei Atembeschwerden auch eine Lungenfunktionsprüfung veranlassen wird.
Hochrisikopatienten sollten zum Lungenfacharzt gehen
Angesprochen fühlen sollten sich vor allem Risikopatienten - also aktive und ehemalige Raucher , insbesondere wenn in ihrer Verwandtschaft bereits Fälle von Lungenkrebs und/oder chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD ) aufgetreten sind. „Es gibt nämlich offenbar eine gemeinsame genetische Veranlagung für Lungenkrebs und COPD, die bisher zu wenig berücksichtigt wurde“, erklärt Köhler. „So ist das eigene Risiko, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken, etwa 2- bis 3-mal höher, wenn man einen Verwandten mit Lungenkrebs hat. Dabei fällt in genetisch vorbelasteten Familien oft auch auf, dass die Erkrankung meistens früher als im Bevölkerungsdurchschnitt ausbricht, also bereits mit 50 anstatt mit 70 Jahren.“
Je früher die Diagnose, umso größer die Überlebenschance
Je früher Lungenkrebs erkannt wird, umso besser sind die Überlebensaussichten. Im Durchschnitt überleben nach einer Diagnose, die erst im Alter von 70 Jahren gestellt wird, nur 15 % der Betroffenen länger als 5 Jahre. „Deshalb empfehlen wir zumindest denjenigen Rauchern, die zur genannten Hochrisikogruppe gehören, dringend eine fachärztliche Untersuchung, am besten regelmäßig“, rät Barczok. Bei den Lungenärzten-im-Netz finden Sie weitere Informationen über Bronchialkarzinome und COPD sowie ein Ärzteverzeichnis für die Suche nach einem Lungenfacharzt in Ihrer Nähe.
Quelle:
Thorax 2005, Vol. 60, Seite 1059-1065. Zusammenfassung (abstract)