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COPD schädigt frühzeitig auch das Herz

Nicht nur die Lunge nimmt Schaden, wenn sich eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung entwickelt. Auch das Herz ist betroffen – und zwar noch bevor die ersten Atemwegsbeschwerden auftreten.

Nicht nur Lungenentzündungen können zusätzlich zur Lunge auch das Herz schädigen (siehe www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/linaktuell/show.php3 ). Ebenso verschlechtert das Raucherleiden COPD nicht nur die Funktion der Lunge, sondern auch die des Herzens, und zwar von Beginn der Krankheit an. Diesen Zusammenhang haben jetzt Forscher vom US-amerikanischen Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) um Graham Barr aufgezeigt. In der Zeitschrift New England Journal of Medicine (NEJM 2010, Band 362, Seite 217-227) berichten sie, dass Veränderungen im Herz sogar dann schon auftreten, bevor der Patient die ersten Symptome der COPD - wie Atemnot, Husten und Auswurf - bemerkt.

Die US-Mediziner haben Zustand und Funktion von Herz und Lunge bei über 2.800 Erwachsenen im fortgeschrittenen Alter untersucht. Atemtests und Bildgebung zeigten bei vielen der Studienteilnehmer leichte Störungen in beiden Organen. Dies war insbesondere der Fall bei Rauchern und Patienten mit bereits aufgetretenen Symptomen der Krankheiten COPD und Lungenemphysem aber auch bei einigen Menschen mit nur leicht ausgeprägter COPD, die ihr Leben lang Nichtraucher waren. Zwar war bereits bekannt, dass schwere Fälle von COPD die Fähigkeit des Herzens verschlechtern, Blut zu pumpen (Cor pulmonale). In der aktuellen Untersuchung hat sich nun aber herausgestellt, dass eine Herzschädigung auch schon bei milden Fällen der COPD auftritt – fatalerweise sogar bevor die ersten COPD-Symptome zu beobachten sind. Dies stelle einen weiteren wichtigen Grund dar, warum COPD möglichst früh erkannt werden sollte. Schließlich sei denkbar, dass eine frühzeitige Therapie der COPD auch die Herzfunktion wieder zu verbessern vermag und die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen kann.

Den Herausgeber des NEJM, Anton Vonk-Noordegraaf vom Vrije Universiteit Medical Center in Amsterdam, hat die Untersuchung zu folgenden Gedanken angeregt: Mitverantwortlich für die verminderte Herzleistung von COPD-Patienten könnte auch der erhöhte Druck im Brustkorb (Thorax) sein, der sich bei Lungenemphysem-Patienten aufgrund der Überblähung aufbaut. Dabei müsse die bei diesen Patienten charakteristisch veränderte Silhouette des Herzens aber nicht zwangsläufig Folge eines deformierten Fass-Thoraxes sein, sondern könnte ebenso auch den bei COPD allmählich schrumpfenden Herzmuskel widerspiegeln.