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COPD-Patienten haben erhöhtes Risiko für blutende Magen-Darmgeschwüre

Patienten mit chronisch-obstruktiver Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem (COPD) leiden häufig unter blutenden Magen- oder Zwölffingerdarm-Geschwüren. Ärzte sollten zusätzliche Risikofaktoren, die eine Blutung der Geschwüre fördern, bei der Behandlung von COPD-Patienten stärker berücksichtigen und vor allem bei der Verschreibung von Medikamenten besondere Vorsicht walten lassen. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

Patienten mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD – im Volksmund auch Raucherlunge genannt) leiden deutlich häufiger unter blutenden Magen- oder Zwölffingerdarm-Geschwüren als Gesunde. Eine aktuelle Studie (siehe Alimentary Pharmacology & Therapeutics (2012), Band 35(7), Seite 796-802) hat jetzt zusätzliche Risikofaktoren identifiziert, die eine Blutung der Geschwüre fördern, was von Ärzten bei der Behandlung von COPD-Patienten stärker berücksichtigt werden sollte. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Berlin aufmerksam. „Die Untersuchung taiwanesischer Forscher aus Taipeh mit über 30.000 COPD-Patienten zeigt, dass eine Erkrankung an COPD an sich schon einen Risikofaktor für eine Blutung der Geschwüre darstellt“, berichtet Prof. Dr. med. Heinrich Worth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Berlin und Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 am Klinikum Fürth.

Bei Verschreibung von Medikamenten besondere Vorsicht walten lassen

Bei COPD handelt es sich um eine entzündliche, systemische Erkrankung, die nicht nur die Lunge betrifft, sondern sich auf weitere Organe und Körperbereiche ausbreiten kann. Jede Entzündung bedeutet oxidativer Stress, bei dem aggressive Verbindungen entstehen, die u.a. den Magen-Darmtrakt angreifen können. Zudem haben COPD-Patienten häufig chronische Begleiterkrankungen (wie z.B. Koronare Herzkrankheit, Herzschwäche oder Bluthochdruck), die z.T. mit Medikamenten behandelt werden müssen, die das Blut verdünnen sollen, dabei aber auch die Gefahr von Blutungen erhöhen. Außerdem wird berichtet, dass entzündungshemmende Arzneimittel wie die Steroide, die bei COPD häufig gegen die Entzündungsprozesse in der Lunge eingesetzt werden, möglicherweise auch die Heilung von Magen-Darm-Geschwüren verzögern könnten. Die taiwanesischen Forscher haben jetzt allerdings ausschließlich die folgenden Risikofaktoren, die eine Blutung von Magen-Darmgeschwüren bei COPD-Patienten fördern, entlarvt: Ein Alter über 65 Jahre, männliches Geschlecht, Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzschwäche, bereits auftretende Magen- oder Zwölffingerdarm-Geschwüre in der Vergangenheit, eine chronische Nierenerkrankung und die Einnahme von nicht-steroidalen anti-entzündlichen Medikamenten. Im Gegensatz dazu konnten die Forscher Steroide, Acetylsalicylsäure („ Aspirin“) und weitere, nicht-Aspirin-artige Medikamente, die eine Verklumpung der Bluttplättchen verhindern, als Risikofaktoren ausschließen. „Nicht-steroidale anti-entzündliche Medikamente scheinen also mit einem besonders hohen Risiko behaftet zu sein. Wir Lungenärzte können und wollen aber noch keine Empfehlung aussprechen – nur die, dass das Verschreiben von Medikamenten für COPD-Patienten, die unter einem Magen- oder Zwölffingerdarm-Geschwür leiden, mit besonderer Vorsicht und Überlegung geschehen sollte, um ihr Risiko für Geschwürblutungen nicht zusätzlich zu erhöhen“, empfiehlt Prof. Worth.