Mediziner gehen davon aus, dass die Entwicklung eines Lungenkrebses von mehreren Faktoren abhängt – darunter zum Beispiel auch davon, ob und wie oft bestimmte, nicht krebsartige Lungenerkrankungen im Lauf der persönlichen Krankheitsgeschichte des Betroffenen aufgetreten sind. Jetzt haben Forscher um Michelle Turner von der University of Ottowa in Kanada belegt, dass eine Erkrankung an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD mit Lungenemphysem Lungenemphysem das Risiko erhöht, Lungenkrebs zu entwickeln – und zwar auch bei Nicht-Rauchern.
Rauchen ist zwar die häufigste Ursache für ein Emphysem, allerdings kann quasi jeder anhaltende Entzündungsprozess (z.B. auf Grund einer schweren Virusbronchitis), der ein Ungleichgewicht zwischen bestimmten Eiweißstoffen verursacht, zu einem Emphysem führen. Dabei nehmen Eiweiß-abbauende Enzyme Überhand und können so die Lungenbläschen im Lauf der Jahre Schritt für Schritt zerstören. Chronische Entzündungen, die zu einem Emphysem führen, können somit auch nach einer nicht oder nicht richtig behandelten chronisch obstruktiven Bronchitis auftreten, oder nach langjährigem unkontrolliertem Asthma bronchiale oder nach einer schweren Lungenentzündung . Wesentlich seltener spielen starke Schadstoffbelastungen in der Umwelt (zum Beispiel Schwefeldioxid, Stickoxide und Ozon) oder am Arbeitsplatz (zum Beispiel Silikate, Holz-, Papier-, Getreide- und Textilstäube) eine Rolle. In seltenen Fällen können auch genetische Ursachen zugrunde liegen (Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ).
An der in der Fachzeitschrift American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine veröffentlichten Untersuchung hatten 448.600 lebenslange Nicht-Raucher teilgenommen, die allesamt zu Beginn der Studie (im Jahr 1982) frei von Krebs waren. Zwanzig Jahre später (im Jahr 2002) waren 1759 der Studienteilnehmer an Lungenkrebs gestorben. Mit bestimmten statistischen Methoden haben sich die Wissenschaftler daraufhin bemüht, herauszufinden, ob und wie stark die Entwicklung von Lungenkrebs mit einer vorherigen Erkrankung an chronischer Bronchitis oder Lungenemphysem oder beiden Krankheiten zusammenhing. Dabei zeichnete sich ab, dass die an Lungenkrebs gestorbenen Studienteilnehmer zuvor auffallend häufig entweder an einem Emphysem oder an chronischer Bronchitis mit Emphysem erkrankt waren. Demgegenüber erhöhte eine vorherige Erkrankung an chronischer Bronchitis ohne Lungenemphysem das Risiko für Lungenkrebs nicht. „Mit dieser Untersuchung haben wir den Beweis erbracht, dass bestimmte, nicht krebsartige Lungenerkrankungen wie COPD selbst bei Nichtrauchern zu einem erhöhten Lungenkrebsrisiko führen können“, schlussfolgern die Autoren der Studie.
Quelle: American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2007), Band 176, Seite 285-290.
Zusammenfassung (abstract)