Ziel der im Januar 2004 eingeführten Praxisgebühr ist es, die im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe Zahl ambulanter Arztbesuche in Deutschland zu verringern und die Selbstbehandlung leichter Erkrankungen zu fördern. Seitdem ist die Zahl der Praxiskontakte im Vergleich zu 2003 um 8% gesunken. Dabei schränken Patienten mit dauerhaft schlechtem Gesundheitszustand die Anzahl ihrer Arztbesuche im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt am stärksten ein: Bei den chronisch Kranken sank die Zahl der Arztbesuche im Zeitraum von 2003 bis 2005 um ein Drittel – von durchschnittlich 23 Besuchen pro Jahr auf 16. Das ergab der aktuelle „Gesundheitsmonitor“ der Bertelsmann Stiftung, die im September in einer hauseigenen Pressemitteilung der Stiftung über die „unerwünschten Nebenwirkungen der Praxisgebühr“ bekannt gemacht wurde.
Ganz offensichtlich beeinflusst dabei auch das persönliche finanzielle Einkommen, wie häufig der Einzelne zum Arzt geht. So kommt es in der untersten Einkommensgruppe am häufigsten vor, dass Patienten auf einen Arztbesuch verzichten und sich stattdessen ohne ärztliche Hilfe selbständig auskurieren. Wie die Bertelsmannstiftung kommentiert, zeigen die Daten zwar, dass die Praxisgebühr als Steuerungsinstrument im Prinzip greife. Sie bringe aber auch unerwünschte Nebenwirkungen an den Tag: Dass ausgerechnet die Patienten, denen es gesundheitlich schlecht gehe, ihre Arztbesuche am stärksten zurückgeschraubt haben, sei bedenklich. Insgesamt lässt die Wirkung der Praxisgebühr seit ihrer Einführung allerdings bereits nach: Haben im Frühjahr 2004 noch 35% einen Arztbesuch aufgrund der Praxisgebühr vermieden, sind es heute nur mehr 27%.
Quellen: Bertelsmann-Stiftung