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Cannabis-Rauchen in der Pubertät erhöht Risiko für Hodenkrebs

Wer bereits als Jugendlicher im Alter von unter 18 Jahren regelmäßig und viel kifft, hat ein etwa doppelt so großes Risiko wie Nicht-Kiffer, an einer besonders aggressiven Form von Hodenkrebs zu erkranken. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf eine aktuelle US-Studie.

Starker Konsum von Cannabis (Marihuana) während der Pubertät kann das Risiko für eine besonders aggressive Form von Hodenkrebs erhöhen. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf eine aktuelle US-Studie mit rund 370 Hodenkrebspatienten im Alter von 18 bis 44 Jahren (siehe Fachzeitschrift Cancer Band 115(6), Seite 1215-1223, 2009). „Wer bereits in einem Alter unter 18 Jahren damit beginnt, regelmäßig (das heißt wöchentlich oder häufiger) Cannabis zu rauchen, hat etwa ein doppelt so großes Risiko, am so genannten Non-Seminon zu erkranken. Das ist eine Hodenkrebsform, die bereits in jungen Jahren auftritt und besonders rasch heranwächst“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. Diese Hodentumorart stellt die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern im Alter zwischen 20 und 35 Jahren dar. Seit den 50er Jahren ist die Zahl der Non-Seminon-Krebsfälle in den USA, Europa und Australien um 3 bis 6 Prozent gestiegen. Parallel dazu hat auch der Cannabis-Konsum zugenommen. Deshalb wurde jetzt untersucht, ob hierbei ein ursächlicher Zusammenhang bestehen könnte.

Störung des Hormonsystems und der Keimzellentwicklung

Frühere Studien haben bereits aufgezeigt, dass Cannabis in hohen Dosen das Hormonsystem beeinflusst und bei Männern zu abgesenkten Testosteron-Spiegeln, verringerter Spermien-Qualität und sogar Impotenz führen kann. „Es gibt nicht nur im Gehirn, sondern auch in den Hoden spezifische Bindungsstellen (Rezeptoren) für den wichtigsten, psychoaktiven Bestandteil des Cannabis - das THC (Abkürzung für die chemische Verbindung Tetrahydrocannabinol)“, berichtet Köhler. „Insofern kann der regelmäßige Konsum von Cannabis gerade während der Pubertät, wenn sich die Hormonspiegel am stärksten verändern, Störungen im Hormonsystem und in der Entwicklung der Keimzellen verursachen. Dabei können noch undifferenzierte Spermien unter Umständen auch zu Krebszellen entarten und so das Risiko für Hodenkrebs in die Höhe treiben. Selbst wenn wir immer noch zu wenig über die Langzeitfolgen von starkem Cannabis-Konsum wissen, sollte dies eine ernst zu nehmende Warnung insbesondere für Jugendliche sein.“