Patienten mit einer stark fortgeschrittenen Raucherlunge (schwere COPD ) können in Zukunft möglicherweise von einer so genannten AV-Fistel (arteriovenöse Fistel) profitieren, die in einer minimal-invasiven Operation angelegt wird. Dr. Peter Kardos von der Klinik Maingau vom Roten Kreuz in Frankfurt am Main und seine Kollegen haben erste positive Erfahrungen mit dieser Methode gemacht, wie die Ärztezeitung berichtet. „Allerdings wird hier ein neues Verfahren angesprochen, zu dem es bisher noch keine überzeugenden Daten gibt“, betont Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg (NRW). „Da man noch nicht genügend Erfahrung mit der Methode hat und zu wenig über die tatsächlich bewirkten, positiven Effekte bekannt ist geschweige denn von möglichen unerwünschten gesundheitlichen Auswirkungen, würde ich Patienten dringend von einer AV-Fistel abraten, bis wir mehr darüber wissen.“
Unter örtlicher Betäubung wird den Patienten über einen kleinen Leistenschnitt ein Silikonröhrchen eingesetzt, das eine Vene und eine Arterie miteinander verbindet – entweder die den Oberschenkel versorgende Arteria femoralis und die Vena femoralis oder die im Hüftbereich verlaufende Arteria iliaca und die Vena iliaca. Nach Angaben der Forscher dauert dieser Eingriff kaum länger als eine halbe Stunde, allerdings sollten die Patienten zur Sicherheit über Nacht in der Klinik bleiben. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil die OP-Technik noch neu ist“, erläutert Kardos. Die AV- Fistel soll das arterielle, aber nicht ausreichend mit Sauerstoff beladene Blut von Patienten mit einer schweren COPD zurück in die Lungen leiten, damit es dort – quasi in einem zweiten Durchlauf - zusätzlich mit Sauerstoff angereichert werden kann. Solche künstlichen „Kurzschlüsse“ im Blutkreislauf werden in der Medizin auch als „shunt“ bezeichnet. Etwa 20 Prozent des Herzzeitvolumens würden so dank der Fistel wieder direkt in die Lunge zurückfließen. „Das reicht, um die Sauerstoffversorgung des Körpers entscheidend zu verbessern“, erklärt Kardos.
Für eine erste, vorläufige Studie wurde zehn Patienten, die bereits eine Langzeit-Sauerstofftherapie erhielten, in der Frankfurter Klinik Maingau eine arteriovenöse Fistel angelegt. „Bei den meisten Patienten hat sich daraufhin der Zustand deutlich gebessert“, berichtet Kardos in der Ärztezeitung. Eine Patientin benötige jetzt sogar - selbst bei körperlicher Belastung - keine Sauerstofftherapie mehr. Alle anderen bräuchten zwar weiterhin Sauerstoff, seien jetzt aber zumindest besser körperlich belastbar als zuvor. Außerdem nehme das Herzzeitvolumen nach dem Einsetzen einer AV-Fistel zu. Nach Kardos Angaben kommt die Fistel nur für Patienten mit sehr schwerer COPD in Frage, die in Ruhe oder bei Belastung hypoxisch sind mit einem Sauerstoff-Partialdruck (PaO2) von 55 mmHg oder weniger. Darüber hinaus sollten die Patienten keine schwere Herzerkrankung haben. Infos unter Tel.: 069 / 55 36 11 oder per Email: info@. lungenpraxis-maingau.de