Lungenhochdruck ist eine chronische Gefäßerkrankung, die häufig als Folge der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD, Lungenembolien, rheumatischer Erkrankungen, angeborener Herzfehler oder Herzschwäche auftritt. Die kleinen Blutgefäße der Lunge verengen sich und wuchern zum Teil krebsartig zu, der Blutdruck in der Lunge erhöht sich. Die rechte Herzhälfte muss daher Schwerstarbeit leisten, um Blut in die Lunge zu pumpen, und ermüdet mit der Zeit. Die Pumpleistung lässt kontinuierlich nach. Betroffene geraten bei geringster Anstrengung in schwere Atemnot und haben ohne Behandlung eine sehr schlechte Prognose. Die Erkrankung ist nicht heilbar, ihr Fortschreiten kann aber verlangsamt werden.
Ein speziell für Patienten mit Lungenhochdruck entwickeltes Training kann der Ermüdung und nachlassenden Pumpleistung des Herzens entgegen wirken und die medikamentöse Therapie sinnvoll unterstützen. Das belegt eine Studie der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg unter Leitung von Prof. Ekkehard Grünig (siehe European Heart Journal 2016, Band 37 /1, Seite: 35-44).
Nach 15 Wochen Training verbesserte sich bei den Patienten die maximale Sauerstoffaufnahme unter Belastung - ein Zeichen dafür, dass die Körpermuskulatur effektiver arbeitet. Ebenso stieg die Pumpleistung der rechten Herzhälfte unter Belastung um 20 Prozent. Das entspricht ungefähr einem Liter Blut pro Minute, das die Lunge mehr passiert. Die Studie wurde mit dem Forschungspreis der René-Baumgart Stiftung 2016 an Erstautorin MSc Nicola Benjamin aus Heidelberg und Erstautor Dr. Hans Klose aus Hamburg im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ausgezeichnet.
An der Studie nahmen 95 medikamentös eingestellte Patienten teil. Zu Beginn sowie nach 15 Wochen maßen die Mediziner bei den Teilnehmern sowohl der Trainings- als auch der Kontrollgruppe ohne Training u.a. die Sauerstoffaufnahme und führten eine Rechtsherz-Katheteruntersuchung in Ruhe und unter Belastung durch. Dazu wurde eine Messsonde über einen Katheter in der Halsvene bis in die rechte Herzkammer eingeführt, um dort den Druck und damit auch die Pumpleistung zu erfassen. Für die Messungen unter Belastung traten die Patienten auf einem Ergometer in die Pedale.
„Das ist die erste Studie, die den Effekt eines speziellen Lungenhochdruck-Trainings auf das Herz-Kreislaufsystem mittels invasiver Messungen erfasst. Und der erste Nachweis dafür, dass ein Bewegungsprogramm die Herzleistung der schwer kranken Patienten verbessern kann“, erklärt Erstautorin Nicola Benjamin, Studienkoordinatorin des Lungenhochdruckzentrums an der Thoraxklinik. Um die Auswirkung des Trainings und die zugrunde liegenden Mechanismen genau zu erfassen, sind noch weitere Studien erforderlich. Deren Ergebnisse sind wichtig, um den Stellenwert und die Bedeutung eines spezifischen Trainings bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie zu erfassen. „Noch vor wenigen Jahren gab es für Patienten mit Lungenhochdruck keine Möglichkeit, einem angeleiteten körperlichen Training nachzugehen, da die Gefahr besteht, dass durch Überforderung die Krankheit schlechter wird“, berichtet Nicola Benjamin.
Seit mehr als 12 Jahren bietet das Lungenhochdruckzentrum an der Thoraxklinik Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Rehabilitationsklinik Königstuhl Heidelberg ein spezielles Training für Patienten mit Lungenhochdruck an. Die erfolgreiche und inzwischen europaweit bekannte Bewegungstherapie wird inzwischen zusätzlich zu einer optimal eingestellten medikamentösen Therapie auch in den Leitlinien empfohlen. Eine wichtige Einschränkung erschwert allerdings ein flächendeckende Angebot: „Aus Sicherheitsgründen ist das Training nur niedrig dosiert und sollte in einer auf Lungenhochdruck spezialisierten Klinik unter Anleitung von Ärzten und Physiotherapeuten beginnen“, erklärt Prof. Dr. Ekkehard Grünig, Leiter des Lungenhochdruckzentrums. „Denn meist muss das Training anfangs noch täglich angepasst werden. Jede Überanstrengung führt zu einer Verschlechterung.“
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg