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Bestimmte Medikamente können Lungenentzündung infolge Schluckproblemen begünstigen

Arzneistoffe mit sedierendem Effekt erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer Lungenentzündung, da sie zu Schluckproblemen führen und den Atemantrieb hemmen können. Vor allem bei älteren Patienten ist daher während der Einnahme solcher Medikamente auf Anzeichen einer Pneumonie besonders zu achten. Das empfehlen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne.

Insbesondere bei älteren Patienten können bestimmte Medikamente das Risiko erhöhen, an einer ambulant erworbenen Lungenentzündung zu erkranken. Zum Beispiel sollte bei der Einnahme von Antipsychotika insbesondere in der ersten Woche auf Anzeichen einer Lungenentzündung wie Atemnot und Fieber geachtet werden. Das empfehlen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Forschern aus den Niederlanden, Italien und Spanien (siehe Annals of Internal Medicine 2010, Band 152, Seite 418-425). „Wir wollen uns keinesfalls gegen die Behandlung mit Antipsychotika aussprechen, möchten aber daraufhin weisen, dass eine therapeutisch erwünschte Ruhigstellung (Sedierung) des Patienten gelegentlich auch zu unerwünschten Schluckproblemen führen kann“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Verschlucken kann aber gerade bei älteren Menschen die Entwicklung einer Lungenentzündung begünstigen – wir nennen das eine Pneumonie durch Aspiration. Aus der genannte Studie geht hervor, dass Antipsychotika, die über eine spezielle Andockstelle (H1-histaminerger Rezeptor) eine starke Verbindung mit Nervenzellen eingehen, offenbar mit einem höheren Pneumonie-Risiko verbunden sind, als Antipsychotika mit einer geringeren Affinität (sog. Butyrophenone).“

Sedierende Medikamente können natürlichen Atemantrieb unterdrücken

Antipsychotika werden hauptsächlich zur Behandlung von psychiatrischen Störungen wie Schizophrenien, Manien, aber auch Demenzen bzw. demenzbedingten Psychosen eingesetzt. „Grundsätzlich bergen aber alle Medikamente, die einen sedierenden Effekt haben, auch die Gefahr, den natürlichen Atemantrieb zu unterdrücken, was für die Entwicklung einer Lungenentzündung förderlich sein kann. Dazu gehören zum Beispiel Arzneimittel gegen Erkältungen, Darm, Blasen- und Herzerkrankungen. Dieser unerwünschte Effekt ist allerdings dosis-abhängig und kann insofern bei sachkundiger Verordnung durchaus verhindert werden. Daher gehört die Verschreibung solcher Medikamente auch unbedingt in die Hände eines Facharztes. Ältere Menschen sind natürlich auch aus dem Grund besonders Pneumonie-gefährdet, dass sie häufig unter mehreren Krankheiten zugleich leiden, so dass sie viele verschiedene Medikamente einnehmen müssen, deren Risiken sich kumulativ addieren können. Auch die Lunge kann im fortgeschrittenen Alter bereits vorgeschädigt und damit anfälliger für Pneumonien sein. Auf mögliche Anzeichen einer Pneumonie zu achten, ist daher gerade bei älteren Patienten aus verschiedenen Gründen ratsam.“