Einige Berufe, bei denen täglich mit bestimmten Chemikalien umgegangen wird, sind mit einem erhöhten Asthma-Risiko verbunden. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) unter Berufung auf die Ergebnisse zweier aktueller Studien. „Eine Studie mit über 7400 Erwachsenen in Groß-Britannien (siehe Thorax, Online-Veröffentlichung am 21.1.2013) hat ergeben, dass insbesondere Landwirte (vierfaches Risiko), Druckereiarbeiter (dreifaches Risiko) und Frisöre (doppeltes Risiko) gefährdet sind, neu an Asthma zu erkranken“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg. Zu den Chemikalien, die das Asthma-Risiko erhöhen, gehören auch Reinigungs- und Desinfektionsmittel, außerdem Mehl, Enzyme, Metalle, Metalldämpfe und Textilien. Ähnliche Zusammenhänge wurden auch in einer anderen Studie aus Schweden mit 13.000 Teilnehmern aus Norwegen, Dänemark, Island, Estland und Schweden (siehe The Annals of Occupational Hygiene, Online-Veröffentlichung am 1.12.2012) aufgezeigt: Reinigungspersonal, das zur Erleichterung des Reinigungsprozesses Detergenzien (Tenside) einsetzt, sowie Angestellte bei Hairstylisten und Nagelstudios, die mit Aufhellern und schnell haftenden Klebstoffen arbeiten, sind mit einem hohem Asthma-Risiko behaftet. Darüber hinaus sind die folgenden Berufe Asthma gefährdet: Maler, die Farbstoffsprays (mit Diisocyanat) verwenden, Installateure, die mit Klebstoffen und Schaumstoffisolierung umgehen, Angestellte im Gesundheits- oder Sozialwesen, die häufig pulverbeschichtete Latexhandschuhe tragen müssen, sowie Arbeiter in der Nahrungsmittel- und Tabakproduktion, die in Kontakt mit Eiweißstoffen aus Pflanzen kommen.
Nicht immer Folge einer AllergieBerufstätige, die unter Heuschnupfen leiden, scheinen der Studie aus Schweden zufolge besonders empfindlich gegenüber Proteinen aus Pflanzen und Tieren zu sein und entwickeln bei einer solchen Exposition dann auch eher Asthma. „Ein berufsbedingtes Asthma ist aber nicht immer Folge einer Allergie“, erläutert Köhler. „Bestimmte chemische Stoffe können das Bronchialsystem so stark reizen, dass Asthma entsteht, ohne dass eine allergische Reaktion zugrunde liegt. Zum Beispiel kann das Einatmen von Isocyanaten (die u.a. zur Herstellung von Kunststoffen, Lacken und Klebstoffen oder als Härter eingesetzt werden) zu entzündlichen Reaktionen führen. Daher sind auch Nicht-Allergiker gefährdet, eine Neuerkrankung an Asthma zu erleiden, wenn sie beruflich bedingt täglichen Kontakt mit bestimmten Chemikalien haben.“ Den Forschern zufolge sind hier insbesondere Epoxidharze, Diisocyonate und Tenside zu nennen.
Asthma-Auslöser konsequent vermeiden, um Chronifizierung zu verhindernErste Krankheitsanzeichen am Arbeitsplatz treten oft erst nach jahrelangem Kontakt mit dem Auslöser auf. „Typisch für Berufsasthma ist, dass sich die Beschwerden am Arbeitsplatz verstärken, während sie sich an den Wochenenden und im Urlaub wieder bessern“, betont Köhler. „Arbeitnehmern der gefährdeten Berufsgruppen ist zu empfehlen, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen, ob bei ihnen eine asthmatische Erkrankung vorliegt. Für Patienten ist die Identifikation des Asthma-Auslösers ganz wichtig. Denn nur wenn sie ‚ihren‘ Auslöser konsequent vermeiden, können sie ihr Asthma effektiv behandeln und verhindern, dass es schlimmer und chronisch wird.“ Konsequentes Vermeiden des Auslösers kann u.U. einen Arbeitsplatzwechsel bedeuten.