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Beschleunigter Muskelabbau durch Rauchen

Bei starken Rauchern kann es zu einem vermehrten Abbau von Skelettmuskelfasern kommen – und das auch schon, bevor die ersten Atemwegsprobleme auftreten. Das hat eine Untersuchung aus Venezuela, die im Fachjournal Chest veröffentlicht wurde, aufgezeigt.

Langjähriges, starkes Zigarettenrauchen schädigt nicht nur die Atemwege, sondern auch die Skelettmuskeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie von Dr. Maria Montes und ihren Kollegen von der Universitätsklinik Caracas in Venezuela, die in der Fachzeitschrift Chest (2008, Band 133, Seite: 13-18) veröffentlicht wurde. Selbst bei Rauchern, die noch nicht unter der chronischen Lungenerkrankung COPD leiden, welche sich auf die Muskeln und andere Organe ausbreiten kann, sind bereits strukturelle und funktionelle Veränderungen in den Skelettmuskelfasern zu beobachten. Tabakrauch enthält nach Angaben von Montes mehr als 4700 chemische Bestandteile, die potentielle der Muskulatur schaden können.

Die Untersuchung von 14 starken Rauchern ohne COPD und 20 gesunden Nicht-Rauchern ergab, dass bei den Rauchern zwei Muskelfasertypen erheblich dezimiert sind. Raucher neigten auch vermehrt zu bestimmten Stoffwechselveränderungen, insbesondere einem Ungleichgewicht zwischen Oxidantien und Anti-Oxidantien, das zu einem Übermaß an Gewebe abbauenden Oxidantien und einem Mangel an anti-oxidativen Stoffen führt - allerdings (und im Gegensatz zur COPD) ohne dabei Entzündungsreaktionen auszulösen. Tabakrauch scheint außerdem die körpereigene Bildung von Stickoxiden (NO) zu beeinträchtigen, die normalerweise durch die Erweiterung auch der kleinsten Blutgefäße zu einer besseren Durchblutung beitragen. Das wiederum führe zu einer allgemein schlechteren Sauerstoffversorgung bei starken Rauchern, die unter anderem auch das Absterben von Muskelfasern zur Folge haben kann.

Bemerkenswert an der Studie ist nach Ansicht von Dr. Peter D. Wagner von der University of California in San Diego, dass die beobachteten Veränderungen auch schon bei Rauchern festgestellt werden können, die noch eine normale Lungenfunktion aufweisen. Bemerkenswert sei grundsätzlich aber auch, dass Tabakrauch – der ja über die Atemwege in den Körper gelangt – systemische Effekte in anderen Körperorganen als der Lunge verursachen kann, noch bevor die ersten Atemwegsbeschwerden auftreten.