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Berufsbedingtes Asthma häufiger als bisher gedacht

Schätzungsweise ein Viertel - und nicht wie bisher angenommen ein Zehntel - aller neu auftretenden Asthma-Fälle in den Industrienationen wird durch bestimmte Umweltfaktoren am Arbeitsplatz hervorgerufen. Besonders gefährdet sind Menschen, die im Druckergewerbe oder im Krankenhaus als Krankenschwester oder Pfleger arbeiten oder aber in der Holzbearbeitung, in der Land- und Forstwirtschaft oder als Reinigungskräfte tätig sind.

Die Häufigkeit von berufsbedingtem Asthma ist bisher deutlich unterschätzt worden. Darauf weisen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) hin. „Wir müssen davon ausgehen, dass - nicht wie bisher angenommen ein Zehntel, sondern - etwa ein Viertel aller neu auftretenden Asthma-Fälle in den Industrienationen durch bestimmte Umweltfaktoren am Arbeitsplatz hervorgerufen werden“, erklärt Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des BdP und niedergelassener Lungenfacharzt im Lungenzentrum Ulm. „Das hat eine aktuelle, internationale Untersuchung mit über 6.800 Teilnehmern aus 13 Ländern ergeben, die zu Beginn der Studie allesamt frei von asthmatischen Beschwerden waren. Neun Jahre später wurden sie dann erneut untersucht, wobei ein Asthmatest durchgeführt wurde und ein Fragebogen auszufüllen war, ob die Versuchspersonen unter asthmatischen Symptomen leiden und ob sie möglicherweise Kontakt mit Asthma auslösenden Substanzen haben. „Dabei stellte sich heraus, dass das Druckergewerbe die Berufsgruppe mit der höchsten Asthma-Gefährdung darstellt“, berichtet Barczok. So haben Drucker im Vergleich zur Normalbevölkerung ein um 137 Prozent erhöhtes Asthmarisiko. Außerdem gefährdet sind Menschen, die im Krankenhaus als Krankenschwester oder Pfleger arbeiten (122 Prozent) oder aber in der Holzbearbeitung (122 Prozent), in der Land- und Forstwirtschaft oder als Reinigungskräfte tätig sind.

Krankenschwestern haben doppelt so großes Asthma-Risiko
Die Studie, die von Dr. Manolis Kogevinas und Kollegen am Centre for Research in Environmental Epidemiology in Barcelona im Rahmen des European Community Respiratory Health Survey durchgeführt worden ist, zeigt auf, dass Beschäftigte in den genannten Berufen offenbar vermehrt Reizstoffen ausgesetzt sind, die Asthma auslösen können. „Krankenhausschwestern und Pflegepersonal haben zum Beispiel gegenüber der Normalbevölkerung ein doppelt so großes Asthma-Risiko“, erläutert Barczok. „Das dürfte auf den häufigen Kontakt mit Sterilisations-, Desinfektions- und Bleichmitteln zurückzuführen sein, sowie mit Fixierungsmitteln (Glutaraldehyd), wie sie z.B. in der Elektronenmikroskopie verwendet werden. Darüber hinaus war das Krankenhauspersonal in den 90er Jahren durch das Tragen von Schutzhandschuhen auch einer recht hohen Belastung mit Latex ausgesetzt, dessen Anteil in Handschuhen heutzutage allerdings reduziert worden ist. Aber auch Unfälle mit verschütteten Chemikalien, entweichenden Gasen, offenem Feuer oder scharfen Reinigungsmitteln sind mit einem erhöhten Krankheitsrisiko verbunden: Sie verdreifachen die Wahrscheinlichkeit, ein Asthma bronchiale zu entwickeln“, betont Barczok

Regelmäßige, fachärztliche Untersuchung für die Risikogruppen gefordert
Die Lungenärzte des BdP empfehlen Arbeitnehmern der gefährdeten Berufsgruppen, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen, ob bei ihnen eine asthmatische Erkrankung vorliegt. „Ist dies der Fall, sollten sie alle Reizstoffe an ihrem Arbeitsplatz, die Asthma auslösen können, unbedingt meiden.“ Berufsbedingtes Asthma ist typischerweise dadurch gekennzeichnet, dass Atemwegsbeschwerden meist nur während der Arbeitszeiten auftreten, wobei sie sich dann allerdings auch verschlimmern können. Über ein arbeitsfreies Wochenende hinweg bzw. im Urlaub, wenn keine Asthma-Auslöser präsent sind, verschwinden die Symptome dann wieder.

Quelle: The Lancet (Band 370, Ausgabe 9584, vom 28. Juli 2007, Seite 336-341)

http://www.aerzte-im-netz.eu/app/query/asthma