In jeder Bio- oder auch Restmülltonne befinden sich Schimmelpilzsporen, die beim Öffnen der Behälter aufgewirbelt werden und nach dem Einatmen zu Gesundheitsschädigungen in der Lunge oder zu allergischen Reaktionen, Asthmaanfällen und Neurodermitisschüben führen können. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung (DLS) in Hannover. „Je mehr Sporen eingeatmet werden, umso schlimmer können die Auswirkungen auf die Gesundheit sein“, erklärt Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Pneumologischen Klinik Waldhof Elgershausen in Greifenstein. „Wir raten daher dringend, vor allem beim Öffnen der Tonnen den Atem bewusst anzuhalten, um so das Einatmen eines Großteils der Sporen zu vermeiden. Zusätzlich sollten die Müllbehälter regelmäßig mit heißem Wasser abgespült werden, um die im und am Behältergehäuse sitzenden Schimmelpilzsporen und weitere Keime so weit wie möglich abzutöten und somit in ihrer Anzahl zu dezimieren.“
Pilzball in der Lunge
Besonders Menschen, die infolge einer Vorerkrankung krankhafte Hohlräume in der Lunge (Lungenkavernen) aufweisen, können an einem so genannten Aspergillom erkranken – das ist ein Pilzball, der sich in der Lunge einnistet. „Solche Hohlräume in der Lunge entstehen zum Beispiel in Narbengewebe infolge einer Tuberkulose oder auch bei COPD-Patienten nach der Infektion und Entzündung einer Lungenemphysemblase und werden dann gerne von Schimmelpilzsporen – insbesondere der Art Aspergillus fumigatus - besiedelt“, erläutert Morr. „Auch andere Hohlräume des Atemtraktes – wie die Nasennebenhöhlen oder die Stirnhöhlen – können betroffen sein. Beim Aspergillom wächst das Schimmelpilzgeflecht zu einer kugeligen Struktur heran, hüllt sich in eine Eiweißschicht ein und bildet an seiner Oberfläche Sporen aus, die sich weiter verteilen können. Anfänglich macht das meist keine Beschwerden, aber mit der Zeit kommt es bei den betroffenen Patienten zu Gewichtsverlust, chronischem Husten und Abgeschlagenheit. Dann sollten sie unbedingt zum Lungenfacharzt gehen. Durch Röntgen kann man den Pilzball in der Lunge nachweisen, manchmal lassen sich die Aspergillen auch aus dem Bronchialsystem mittels Bronchoskopie (Lungenspiegelung) gewinnen, außerdem sind bestimmte Blutwerte erhöht. Zur Behandlung stehen spezielle Antipilzmittel (Antimykotika) zur Verfügung. Mögliche Komplikationen sind eine zusätzliche Infektion des Hohlraums mit Bakterien sowie eine lebensgefährliche Blutung aus der Höhlenwand heraus. Dann tritt bei den Patienten Bluthusten auf und der betroffene Lungenlappen muss unter Umständen chirurgisch entfernt werden.“
Allergische Reaktion auf Pilzsporen
Die Sporen der Schimmelpilze können auch allergische Reaktionen hervorrufen. „3-12 Stunden nach einem massiven Allergenkontakt können Fieber, Atembeschwerden, Husten, Schüttelfrost und Kopfschmerzen auftreten, wobei diese Beschwerden innerhalb weniger Tage wieder abklingen“, berichtet Morr. „Zudem reagieren bis zu 20% der Asthmatiker und viele Neurodermitis-Patienten im Lauf ihres Lebens auf Schimmelpilzsporen mit einer Verschlimmerung ihrer Krankheitsbeschwerden. Unbehandelt kann das ihre Lunge dauerhaft schädigen und zu einer Vernarbung (Lungenfibrose) führen. Wer allergisch auf Schimmelpilzsporen reagiert, sollte möglichst jeden Kontakt mit dem Allergen vermeiden und falls ein Hantieren mit Biomülltonnen unumgänglich ist, dabei am besten einen Atemschutz tragen. Besonders in Acht nehmen vor einer Aspergillus-Infektion müssen sich natürlich auch immungeschwächte Patienten, z.B. nach einer Strahlen- oder Chemotherapie. Bei ihnen können die mikroskopisch kleinen Pilzfäden ungehindert aus der Lunge in die Blutbahn wachsen und dann über das Blut im ganzen Körper verteilt werden und weitere Organe befallen“, betont Morr.