Vitamine haben den guten Ruf, vor Krebs zu schützen. Tatsächlich können Nicht-Raucherinnen ihr Risiko, an Tabak bedingtem Krebs (zum Beispiel durch Passivrauchen ) zu erkranken, mit hoch-dosierten Beta-Carotin-Vitamin-Präparaten deutlich senken. Wer aber raucht und gleichzeitig große Mengen an Beta-Carotin in Form von Präparaten oder Nahrungsergänzungsmitteln einnimmt, läuft Gefahr, sein Krebsrisiko sogar zu steigern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Dr. Marie-Christine Boutron-Ruault vom INSERM-Institut in Villejuif, Frankreich, die kürzlich im Journal of the National Cancer Institute veröffentlicht wurde.
An der Untersuchung nahmen knapp 60.000 Frauen teil. Die einzunehmenden Vitaminpräparat-Mengen an Beta-Carotin wurden als „gering“, „mittel“ und „hoch“ eingestuft. 700 der Studienteilnehmerinnen erkrankten innerhalb der Beobachtungszeit von rund sieben Jahren an Tabak bedingtem Krebs. Nicht-Raucherinnen konnten wie erwartet ihr Krebsrisiko senken, und zwar um 28% durch die Einnahme von mittleren Vitaminpräparat-Mengen und um 56% durch hochdosierte Mengen. Demgegenüber war bei Raucherinnen genau der entgegengesetzte Effekt zu beobachten: Sie erhöhten ihr Risiko, an Tabak bedingtem Krebs zu erkranken, um 43%, wenn sie mittlere Mengen an Beta-Carotin zu sich nahmen und verdoppelten es sogar, wenn sie hochdosierte Vitaminersatzpräparate einnahmen.
Rauchern ist von Vitamin-Präparaten abzuraten
Diese völlig gegensätzliche Auswirkung von Beta-Carotin auf das Krebsrisiko bei Raucherinnen und Nicht-Raucherinnen sei schon sehr überraschend gewesen, kommentiert Boutron-Ruault das Ergebnis ihrer Untersuchung. Aktiven Rauchern und Ex-Rauchern würde sie jedenfalls davon abraten, Beta-Carotin-Vitaminpräparate einzunehmen. Was die Ernährung mit Beta-Carotin-reichen Lebensmitteln wie Spinat, Karotten oder Fenchel angeht, könne sie allerdings keine Aussage machen, da diese Nahrungsmittel weitere Vitamine enthalten, die das negative Zusammenwirken von Beta-Carotin und Nikotin bzw. anderen Tabakinhaltsstoffen auch wieder aufheben könnten. Um die bisherigen Ergebnisse in einem größeren Rahmen bestätigen zu können, beabsichtigen Boutron-Ruault und ihre Kollegen eine umfassendere Folgestudie an Männern und Frauen durchzuführen, bei der auch eine feiner abgestimmte Variationsbreite von Vitamin- und Tabakmengen berücksichtigt werden soll.
Quelle: Journal of the National Cancer Institute 97: 1338-1344 (2005)