Lungenkrebs ist eine besonders bösartige, oft tödlich endende Erkrankung. Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs im Frühstadium (Stadium I) wird deshalb, sofern es der Gesundheitszustand des Patienten zulässt, so rasch wie möglich operiert, noch bevor sich Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet haben. Schwierig ist dies allerdings, wenn der Patient gleichzeitig unter einer schweren chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) leidet. In diesem Fall kann womöglich die Strahlentherapie eine Alternative sein, ohne dass die Heilungsaussichten eingeschränkt würden. Das berichteten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift International Journal of Radiation Oncology * Biology * Physics (2012, Band 82(3), Seite:1149-1156).
Nach einer Operation von Lungenkrebs bei Patienten mit COPD besteht erfahrungsgemäß ein hohes Risiko für Komplikationen. Die Forscher testeten deshalb die Effektivität einer stereotaktischen Bestrahlung bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium I, die gleichzeitig an einer COPD im so genannten GOLD-Stadium III–IV erkrankt waren. Ist eine COPD bereits soweit fortgeschritten, leiden die Patienten in der Regel unter einer deutlich eingeschränkten Funktionsfähigkeit der Lunge.
Die Therapie erwies sich als effektiv: Nach einem Jahr waren acht von zehn Patienten noch am Leben, nach drei Jahren immerhin noch fast die Hälfte. Gleichzeitig war die Bestrahlung schonender für die an COPD leidenden Patienten: Innerhalb von 30 Tagen nach der Therapie trat kein Todesfall auf, in Studien mit Operation hingegen wurden bis zu zehn Prozent Todesfälle beobachtet.
Vor allem bei älteren Patienten, die durch eine zusätzlich bestehende COPD gesundheitlich deutlich beeinträchtigt sind, sollte die Strahlentherapie deshalb als Alternative zur Operation in Erwägung gezogen werden, so die Empfehlung der Studienautoren.
Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft e.V.