18 Patienten mit schweren Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren, die gleichzeitig unter der chronisch–obstruktiven Lungenerkrankung COPD (häufig auch als Raucherbronchitis bezeichnet) leiden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an ihrer Erkrankung zu sterben. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen wissenschaftlichen Studie, die in der Fachzeitschrift Chest ((2008, Band 133, Seite 1360-1366)) veröffentlicht wurde. „COPD ist eine fortschreitende, entzündliche Lungenerkrankung, die in den meisten Fällen durch jahrelanges Rauchen hervorgerufen wird und sich von der Lunge in weitere Organe ausbreiten kann“, erklärt Prof. Helmut Teschler, Präsident der DGP und ärztlicher Direktor des Zentrums für Pneumologie und Thoraxchirurgie an der Ruhrlandklinik Essen. „Insofern neigen COPD-Patienten auch eher zu Magen- und Darmgeschwüren - das wusste man bereits. Dass Patienten mit solchen Geschwüren allerdings auch besonders gefährdet sind, zu versterben, wenn sie gleichzeitig eine COPD haben – ist ein neuer Befund, den Wissenschaftler vom Arahus University Hospital in Dänemark aufgezeigt haben.“
Für die Untersuchung wurden die Daten von über 9000 Krankenhaus-Patienten mit komplizierten (das heißt blutenden oder perforierten) Magen-Darm-Geschwüren hinsichtlich des Auftretens von Begleiterkrankungen und Todesfällen innerhalb eines Zeitraums von 14 Jahren (von 1991 bis 2004) ausgewertet. Über 10 Prozent der Patienten mit solchen Geschwüren waren zuvor schon einmal wegen einer COPD im Krankenhaus behandelt worden. Diese COPD-Patienten wiesen im Vergleich zu anderen Patienten mit Magen– oder Darmgeschwüren ein deutlich erhöhtes Sterberisiko auf. So starben hochgerechnet innerhalb von 30 Tagen weitaus mehr COPD-Patienten als Geschwür-Patienten ohne Lungenerkrankung (und zwar 44-17 Prozent gegenüber 25-11 Prozent - je nachdem, ob ein perforiertes oder blutendes Magen-Darm-Geschwür vorlag).
Sterberisiko bei Cortisonbehandlung besonders hoch„Auffallenderweise war die Sterberate insbesondere bei denjenigen COPD-Patienten erhöht, die zur Therapie ihrer Lungenerkrankung Cortisontabletten erhielten“, berichtete Teschler. „Das sind Medikamente, die wir bei schweren COPD-Fällen und gravierenden Verschlechterungen des Krankheitsbildes (bei so genannten Exazerbationen) einsetzen müssen, um das Fortschreiten der Entzündungsprozesse aufzuhalten. Angesichts dieses Untersuchungsergebnisses muss künftig bei der Behandlung von Patienten mit Magen-Darm-Geschwüren unbedingt berücksichtigt werden, dass COPD-Patienten - insbesondere wenn sie Cortisontabletten einnehmen müssen - mit besonderer Vorsicht zu behandeln sind, weil sie ein deutlich erhöhtes Sterberisiko haben.“
Präventive Einnahme von Medikamenten gegen Geschwüre empfohlenDie Lungenärzte empfehlen daher COPD-Patienten, die im Krankenhaus mit Cortisontabletten behandelt werden müssen, gleichzeitig vorbeugende Medikamente gegen Geschwüre zu verabreichen. Diese sollen die Bildung von Magen-Darm-Geschwüren verhindern und damit das deutlich erhöhte Sterberisiko dieser Patienten senken.