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Bauarbeiter der 40er Jahrgänge besonders Asbest gefährdet

Zimmermänner der 40er Jahrgänge haben ein stark erhöhtes Risiko, während ihrer Lebenszeit an einer astbestbedingten Form von Lungenkrebs - einem Mesotheliom - zu erkranken, gefolgt von Berufsgruppen wie Klempner, Elektriker und Maler. Darauf weisen die die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) unter Berufung auf die Ergebnisse einer Untersuchung in England hin.

Bauarbeiter, die in den 40er Jahren geboren wurden und dann mindestens zehn Jahre während ihrer Arbeit mit Asbestfasern in Kontakt gekommen sind, sind besonders gefährdet, in einem Alter von etwa 70 Jahren, an einem Mesotheliom zu erkranken. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) aufmerksam unter Berufung auf die Ergebnisse einer Untersuchung in England (siehe British Journal of Cancer (2009), Band 100, Seite 1175–1183), an der über 600 Mesotheliom-Patienten und 1400 Gesunde teilgenommen haben. „Ein Mesotheliom ist eine Form von Lungenkrebs, die das die Lungen umgebende Brustfell befällt und in den meisten Fällen durch das Einatmen von Asbeststaub oder von Glasfasern und durch Auswirkungen des Rauchens hervorgerufen wird“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „.Heutzutage stellt Asbest längst keine aktuelle Bedrohung mehr da, weil wir jetzt über die Gesundheitsrisiken, die von eingeatmeten Asbestfasern ausgehen, Bescheid wissen, und zum Beispiel bei Renovierungsarbeiten arbeitssichere Vorkehrungen treffen. Diese Studie in England zeigt aber unter anderem auf, welche Berufe aufgrund der während der 60er und 70er Jahre weit verbreiteten Asbestarbeiten mit einem besonders hohen Risiko für die Erkrankung an einem Mesotheliom verbunden sind.“

Besonders gefährdete Berufsgruppen

Wie die britische Studie ergeben hat, haben insbesondere Zimmermänner der 40er Jahrgänge ein stark erhöhtes Risiko, während ihrer Lebenszeit an einem Mesotheliom zu erkranken, gefolgt von Berufsgruppen wie Klempner, Elektriker und Maler. „Wenn die Betroffenen noch bevor sie 30 Jahre alt wurden, dem Asbeststaub ausgesetzt waren, ist das Risiko besonders hoch“, berichtet Köhler. „Das ist darauf zurückzuführen, dass die ersten Asbestschutzmaßnahmen erst im Laufe der 70er Jahren entwickelt wurden, so dass die größte Exposition in den 60er und 70er Jahren stattgefunden haben dürfte. Damals wurden die sehr populären Asbest-Dämmstoffe zu Renovierungszwecken vor allem von Zimmermännern aufgeschnitten oder aufgerissen. Da sich die anderen, genannten Berufsgruppen oft gleichzeitig auf der Baustelle befanden, waren auch diese oft dem Asbeststaub ausgesetzt und sind daher ebenfalls betroffen. Theoretisch möglich ist auch, dass die Arbeiter die Stäube in ihrer Arbeitskleidung mit nach Hause transportierten. Das würde dann bedeuten, dass ihre damaligen Mitbewohner ein zweifach erhöhtes Mesotheliomrisiko haben. Zumindest wurde dies in der Studie so ermittelt.“

Vorsichtshalber den Lungenarzt auf mögliche Exposition hinweisen

Für Menschen, die davon ausgehen müssen, dass sie in den 60er und 70er Jahren Asbeststaub ausgesetzt waren, ist es ratsam, einen Lungenfacharzt auf diesen Verdacht hinzuweisen und ihn zu befragen, ob wirklich ein erhöhtes Risiko besteht. „Tatsächlich geht nur von eingeatmeten Asbestfasern ein Risiko aus, das allerdings auch von der jeweiligen, gesamten Expositionsdauer und Asbestmenge über die Jahre abhängt“, erklärt Köhler. „Meist setzen sich Asbestpartikel je nach Raumgröße nach etwa 5-10 Minuten aus der Luft auf den Boden ab, von wo aus sie nicht mehr eingeatmet werden - es sei denn, sie werden wieder aufgewirbelt, wie zum Beispiel durch Sägen oder Schleifen. Insofern hängt das Risiko immer auch von den jeweils getätigten Bauarbeiten ab. Der britischen Untersuchung zufolge haben zum Beispiel Anwohner von Asbest belasteten Baustellen oder Asbestfabriken kein erhöhtes Krebsrisiko. Trotzdem ist es wichtig, einen bestehenden Verdacht auf eine Asbestexposition beim Arztbesuch anzusprechen, und wenn tatsächlich ein erhöhtes Risiko bestehen sollte, sich dann auch lungenfachärztlich untersuchen zu lassen. Denn je früher ein Mesotheliom diagnostiziert und therapiert wird, umso besser sind die Überlebenschancen für den Patienten.“