Für Patienten mit Heuschnupfen , die gegen Gräserpollen allergisch sind, wird es voraussichtlich ab 2006 eine neue Behandlungsmöglichkeit geben: Die so genannte „Grastablette“, die auf dem Weltallergiekongress in München im Juni vorgestellt und bisher an 114 Pollenallergikern erprobt wurde. Diese neue Behandlungsmethode erscheint patientenfreundlich, denn bei dem Medikament handelt es sich um eine schnell lösliche Schmelztablette, die ohne Wasser sehr schnell zerfällt und die enthaltenen Allergene im Kontakt mit der Mundschleimhaut rasch an die so genannten Langerhanszellen abgibt. Demgegenüber müssen bei der so genannten sublingualen Immuntherapie (SLIT) bestimmte Extraktlösungen einige Minuten lang unter der Zunge platziert werden – was einen gewissen Nachteil gegenüber der rasch schmelzenden „Grastablette“ darstellen dürfte.
Ein „Cocktail“ gegen verschiedene Gräserallergien
Ziel jeder spezifischen Immuntherapie ist es nicht nur die Beschwerden, sondern die Ursache einer Allergie zu bekämpfen. Dazu wird der Patient schrittweise mit steigender Dosierung an das auslösende Allergen gewöhnt. Für die Zusammensetzung der „Grastablette“ wurden bestimmte Graspollenallergene aus dem Wiesenlieschgras (Phleum pratense) gewählt. Da die Inhaltsstoffe dieser Gräserspezies eine hohe Kreuzallergenität mit anderen Gräserarten aufweisen, dürften die meisten für Pollenallergiker relevanten Allergene in der „Grastablette“ abgedeckt sein. Ihre Sicherheit und Wirksamkeit sei vergleichbar mit der einer sublingualen Immuntherapie (SLIT), wie die von Prof. Bachert und Kollegen durchgeführte Studie zeige.
Wie bei der SLIT auch können Betroffene die Grastablettenbehandlung selbständig zu Hause durchführen. Voraussetzung ist, zuvor ärztlich - und zwar am besten von einem allergologisch spezialisierten Lungenfacharzt - abklären zu lassen, dass tatsächlich eine Gräserpollenallergie vorliegt. Weitere Allergien seien kein Hindernis. Die Einnahme der „Grastablette“ sollte mindestens zwei bis drei Monate vor der Gräserpollensaison beginnen und ganzjährig über 3 Jahre fortgeführt werden. Mit einer Markteinführung in Deutschland könne im Jahr 2006 gerechnet werden.
Quelle: Pneumologie 9, S.671 (2005)