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Bakteriophagen als Antibiotika-Alternative

Auf der Suche nach Antibiotika-Alternativen rücken so genannte Bakteriophagen - also Viren, die ausschließlich Bakterien befallen - stärker in den Mittelpunkt der Forschung.

Weil die klassische Antibiotikatherapie immer häufiger an resistenten Keimen scheitert, suchen Wissenschaftler weltweit intensiv nach Alternativen. Bakteriophagen könnten hierbei eine wichtige Rolle spielen. Deshalb intensiviert zum Beispiel das Leibniz-Institut in seiner Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig die Phagen-Forschung inhaltlich und personell.

Bakteriophagen - oder kurz einfach Phagen - sind Viren, die auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind. Sie befallen ausschließlich Bakterienzellen und nutzen sie für ihre eigene Vermehrung. Die Bakterien gehen dabei zugrunde. Ein Vorteil ist ihre spezifische Wirksamkeit: Im Unterschied zu Antibiotika greifen Phagen nur jeweils Keime einer Bakterienart an. So würden z.B. die für den menschlichen Organismus wichtigen Darmbakterien erhalten bleiben.

„An erster Stelle steht die Suche nach geeigneten Phagen für den medizinischen Einsatz“, erläutert Dr. Christine Rohde, Phagen-Expertin der DSMZ. Besonders intensiv sucht sie mit ihrem Team nach Phagen, die gegen die gefürchteten, multiresistenten Krankenhauskeime eingesetzt werden können. Nur ausgewählte, sich schnell fortpflanzende und molekularbiologisch umfassend charakterisierte Phagen können in einer zukünftigen Phagentherapie zum Einsatz kommen. „Wir brauchen daher eine noch deutlich größere Zahl verschiedener Phagen, um mit ihnen umfangreich experimentieren zu können“, betont Rohde. Aktuell lagern in der DSMZ rund 450 Bakteriophagen. In 2016 wollen die Experten diese Zahl verdoppeln.

Ihre Forschungsobjekte finden die Wissenschaftler beispielsweise in Kläranlagen. „Überall dort, wo sich Bakterien tummeln, findet man auch Bakteriophagen“, so Rohde. Die aus der Wasserprobe isolierten Phagen werden im Labor vermehrt und auf ihre Wirksamkeit gegen Bakterien erprobt. Danach werden sie in einem komplexen Prozess soweit aufbereitet, dass sie in der medizinischen Forschung eingesetzt werden können.

Bis Patienten eine Phagentherapie zur Verfügung stehen wird, ist es jedoch noch ein weiter Weg. Wenn die DSMZ geeignete Phagen-Kandidaten ermittelt hat, müssen diese erst noch den langen Weg der medizinischen Zulassung durchlaufen. Zudem fehlt noch der rechtliche Rahmen für diese neue Art eines „lebendigen“ Medikaments. „Für Betroffene, bei denen Antibiotika keine Wirkung zeigen und die dringend nach einer Alternative suchen, ist das oftmals frustrierend“, weiß Christine Rohde. Mit ihrer Arbeit in der DSMZ will sie ihren Teil zu einer Lösung beitragen.

Quelle: Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH