Asthma bronchiale ist eine dauerhafte Entzündung der Atemwege. Bei Menschen mit allergischem Asthma reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Reize, so genannte Allergene, wie etwa Sekrete der Hausstaubmilbe. In der Folge verschleimen und verkrampfen die Bronchien, was mit anfallsweiser Luftnot einhergeht. Etwa fünf Prozent der Erwachsenen und sieben bis zehn Prozent der Kinder in Deutschland leiden an Asthma bronchiale.
Für neue Erkenntnisse und einen sich daraus ableitenden, viel versprechenden Ansatz für neue Therapien bei Asthma hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) im Rahmen der Eröffnung ihres 115. Kongresses am 19. April 2009 in Wiesbaden den mit 20.000 Euro dotierten Theodor-Frerichs-Preis 2009 an Privatdozent Dr. med. Marco Idzko aus Freiburg verliehen. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat Idzko herausgefunden, dass Allergene bei Asthmatikern zu einer Anhäufung der Substanz Adenosintriphosphat (ATP) in den Atemwegen führen. Dort ruft das ATP dann eine entzündliche Reaktion hervor und erhält diese aufrecht. Die Wissenschaftler konnten auch zeigen, dass ein gesenkter ATP-Spiegel in der Lunge die entzündliche asthmatische Reaktion hemmt.
ATP fungiert normalerweise als Energielieferant und liegt daher innerhalb von Zellen in hoher Konzentration vor. Während einer Entzündung wird das ATP aus diesen intrazellulären Speicher freigesetzt, so dass es sich im entzündeten Gewebe ansammelt. Wie das Forscherteam um Idzko jetzt belegen konnte, kommt es auch bei Asthmatikern, die einem Allergieauslöser ausgesetzt werden, zu einer vermehrten ATP-Freisetzung in die Lunge. Dort bindet ATP als Signalgeber an bestimmte Empfänger, die P2-Rezeptoren. Diese sitzen unter anderem auf Zellen, die dem Immunsystem angehören, wie etwa den dendritischen Zellen (DC). Über die Aktivierung der DC erzeugt ATP eine asthmatische Entzündung und erhält diese aufrecht. Die Forscher folgern daraus, dass eine medikamentöse Blockade der P2-Rezeptoren einen neuen Weg in der Therapie von Asthma eröffnen könnte.
Nach Ansicht der Jury der DGIM stellt Idzko als der mit 32 Jahren jüngste, diesjährige Bewerber ein Paradebeispiel der so genannten translationalen Forschung von der Zelle über die Maus bis zum Menschen dar. „Nicht nur die höchstinnovative wissenschaftliche Arbeit des Preisträgers ist die hochkarätigste unter den eingereichten, auch sein wissenschaftlicher Werdegang und seine bisher geleistete Forschung sind herausragend“, begründet das Preiskomitee der DGIM die Entscheidung. Zudem böten die Erkenntnisse seines Forschungsteams das Potenzial, neue erfolgversprechende Therapien für Asthma bronchiale zu entwickeln.