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Auswirkungen der COPD auf Alltag, Psyche und Lebensqualität

Wie sich eine COPD auf die Psyche und Lebensqualität auswirken kann, wird Prof. Dr. Nikola Stenzel von der Psychologischen Hochschule Berlin in ihrem Vortrag auf dem 9. Symposium Lunge am 10. September 2016 erörtern.

Ein großer Teil der Patienten mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) erlebt auch psychische Beeinträchtigungen. Nicht immer ist dabei das Vollbild einer Depression oder Angststörung vorhanden, aber viele Patienten leiden unter einzelnen Depressions- oder Angstsymptomen. Einer großen Untersuchung zufolge weisen ca. 40% der COPD-Patienten eine erhöhte Depressivität auf, ca. 36% leiden unter einer erhöhten Ängstlichkeit. In mehreren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass das Ausmaß von Angst und Depression nicht unbedingt vom Schweregrad der COPD-Erkrankung abhängig ist. Beispielsweise traten in einer aktuellen Untersuchung Ängste bei COPD-Patienten in den Stadien I und II ebenso häufig auf, wie in den Stadien III und IV. Auch depressive Syndrome wurden bereits in frühen Stadien ebenso häufig berichtet wie in höheren Schweregraden (III und IV). Möglicherweise findet bei den meisten Betroffenen schon in einem frühen Stadium (beispielsweise nach der Mitteilung der Diagnose) eine Bewertung der Erkrankung statt, die sich in der Folge nicht mehr maßgeblich verändert.
Vor dem Hintergrund der real existierenden Bedrohung durch die Erkrankung treten häufig auch „krankheitsbezogene Ängste“ auf. Damit sind die Ängste und Sorgen der Betroffenen vor der Symptomatik selbst oder auch vor deren Folgen für die Zukunft gemeint. Im Rahmen einer Studie, die Prof. Dr. Nikola Stenzel und ihre Mitarbeiter in Kooperation mit der SHG Lungenemphysem–COPD Deutschland durchgeführt haben, ließen sich die krankheitsspezifischen Ängste der Studienteilnehmer mit COPD folgendermaßen zusammenfassen:

•    Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung (Progredienzangst)
•    Angst vor sozialer Ausgrenzung
•    Angst vor Atemnot
•    Angst vor körperlicher Aktivität
•    Schlafbedingte Beschwerden (z.B. aufgrund von Husten, Kurzatmigkeit)

Betroffene, die in einer Partnerschaft lebten, berichteten außerdem von Sorgen, den Partner durch die Erkrankung zu sehr zu belasten. Auch die Nutzung von Langzeit-Sauerstoff ging bei einigen Teilnehmern mit Ängsten einher: Einige Betroffene berichteten von Sorgen, wegen des Sauerstoffgeräts negativ bewertet zu werden, oder von Scham, es in der Öffentlichkeit zu benutzen. Manche Teilnehmer gaben sogar an, die Anwendung eines Sauerstoffgerätes in der Öffentlichkeit generell zu vermeiden.

Spezifische Sorgen und Ängste, die direkt auf die Symptome der COPD und ihre Folgen bezogen sind, sind angesichts der Schwere der Erkrankung zunächst einmal als eine naheliegende und „normale“ Reaktion anzusehen. Sind die Sorgen und Ängste in Bezug auf die Erkrankung jedoch sehr stark ausgeprägt, können sie selbst zu einer Belastung werden und die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen. Beispielsweise kann Angst vor Atemnot dazu führen, dass die Betroffenen körperliche Aktivität vermeiden. Die Betroffene ziehen sich in der Folge immer mehr vom Alltagsleben zurück, was wiederum zu weiteren Beeinträchtigungen führen kann.

Behandler (z.B. Ärzte, Physiotherapeuten) sollten auch bei Betroffenen, die sich noch in einem frühen Stadium der Erkrankung befinden, auf mögliche psychische Beeinträchtigungen achten, um behutsam in eine Kommunikation eintreten und so einer Chronifizierung der Ängste entgegen wirken zu können. Untersuchungen zeigen, dass viele Betroffene sich scheuen, ihren Arzt selbst anzusprechen. Behandler können jedoch wichtige Ansprechpartner sein, um Ängste zu relativieren oder Betroffene über Möglichkeiten zu informieren, wie das Allgemeinbefinden positiv zu beeinflussen ist.

Die Betroffenen selbst sollten versuchen, sich aktiv Unterstützung zu holen, falls sie bemerken, dass Sorgen und Ängste Überhand nehmen. Auch eine Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein, um sich über die Erkrankung und ihre Folgen auszutauschen. Selbsthilfegruppen stellen zudem häufig Newsletter und Ratgeber zur Verfügung, die praxisnahe und aktuelle Informationen zur Erkrankung vermitteln.

Darüber hinaus können auch Familienmitglieder und Partner einen wichtigen Beitrag leisten. Allerdings müssen Angehörige häufig erst selbst einmal lernen, wie sie den Patient am besten unterstützen können. Dafür ist eine offene Kommunikation zwischen Betroffenen und Angehörigen wichtig. Die Angehörigen wiederum sollten darauf achten, dass die Sorge um den Erkrankten nicht allein auf ihnen lastet, sondern sich auch gegenüber Ärzten und Pflegekräften öffnen und die Verantwortung mit ihnen teilen.

Passend zum Thema COPD und Psyche hat der COPD-Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland einen Patientenratgeber mit dem Titel: „COPD: Auswirkungen auf Alltag, Psyche und Lebensqualität… nicht nur im fortgeschrittenen Stadium“ herausgegeben, den Sie im Ausstellungszelt 3 am Stand 1 kostenlos erhalten.

Quelle: Vortrag von Prof. Dr. Nikola Stenzel, Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin (VT) an der Psychologischen Hochschule Berlin, auf dem 9. Symposium Lunge am Samstag, den 10. September 2016 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW).

Anfragen bezüglich des Symposiums richten Sie bitte an:
Organisationsbüro Symposium-Lunge
Jens Lingemann
symposium-org@noSpam.copd-deutschland.de 
Telefon: 02324 - 999 959

Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: Symposium-Lunge 2016
Ein kostenloses Programmheft können Sie ebenfalls bestellen.