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Aufklärung allein reicht zur Raucherprävention bei Jugendlichen nicht aus!

Selbst wenn mittlerweile tendenziell weniger Kinder und Jugendliche Zigaretten rauchen, ging der verbleibende Anteil der aktiven, jugendlichen Raucher in den letzten Jahren nur noch langsam zurück. Bisherige Raucherpräventionsprogramme an den Schulen scheinen also noch nicht richtig zu greifen, was den Ehrgeiz entfacht, effektivere Maßnahmen zu entwickeln, um Jugendliche tatsächlich vom Rauchen abzuhalten. Dafür will sich die Deutsche Lungenstiftung e.V. ganz gezielt einsetzen.

Seit rund zehn Jahren zeichnet sich hierzulande erfreulicherweise die Tendenz ab, dass zusehends weniger Jugendliche dem Tabak frönen als in den 70er bis 90er Jahren: 2001 gaben noch 28 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Deutschland an, zu rauchen - 2011 nur mehr 11,7 Prozent. Trotzdem ging der verbleibende Anteil der aktiven, jugendlichen Raucher in den letzten Jahren nur noch langsam zurück. Bisherige Raucherpräventionsprogramme an den Schulen scheinen also noch nicht richtig zu greifen, was den Ehrgeiz entfacht, effektivere Maßnahmen zu entwickeln, um Jugendliche tatsächlich vom Rauchen abzuhalten. Dazu reichen selbst gut gemachte Schüler-Aufklärungsmaßnahmen bisher offensichtlich nicht aus. Das zeigt ein aktuelles, von der Deutschen Lungenstiftung e.V. finanziertes Forschungsprojekt, das die Wirksamkeit eines an der Thoraxklinik Heidelberg seit Jahren etablierten Präventionsangebots für Schülerinnen und Schüler (mit dem Titel: ‚Ohne Kippe’) untersucht hat. Programmgemäß hören die Schüler dort in einem Vortrag, welche gesundheitlichen Risiken mit dem Rauchen verbunden sind. Danach können sie über Live-Schaltung bei einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) ) zuschauen. Zum Abschluss wird ein Patient der Klinik - der an den Folgen des Rauchens erkrankt ist - interviewt. An diesen Präventionsveranstaltungen der Thoraxklinik Heidelberg, die an vielen Schulen bereits fester Bestandteil im Curriculum sind, nehmen jährlich nahezu alle weiterführenden Schulen Heidelbergs, Mannheims und des Rhein-Neckar-Kreises teil – seit 2000 waren bereits ca. 180.000 Schüler vor Ort.

Emotional berührt, aber kein Effekt auf das Rauchverhalten nachweisbar

Die wissenschaftliche Überprüfung des Präventionseffekts des Projekts ‚Ohne Kippe’ wurde von der Psychologin Dr. Anneke Bühler vom Institut für Therapieforschung in München geleitet, die bereits viel Erfahrung bei der Bewertung von Tabakpräventionsprogrammen aufweisen kann. „Wir wollten sehen, ob die in Heidelberg durchgeführte Vermittlung von Inhalten über Live-Endoskopie, Patienteninterview und Vortrag tatsächlich einen Präventionscharakter hat und ob bei den jugendlichen Rauchern in der untersuchten Gruppe eine Steigerung der Aufhörmotivation zu verzeichnen ist“, berichtet Dr. Bühler. Gerade auch im Hinblick auf die Kosten und Mühen, die für Raucherpräventionsprogramme aufgewendet werden müssen, fällt das Untersuchungsergebnis unbefriedigend aus: Die Jugendlichen, die teilgenommen hatten, waren zwar von den Inhalten emotional berührt und empfanden das Erlebte als persönlich relevant - ein nachhaltiger Effekt auf ihr Rauchverhalten war aber dennoch nicht nachweisbar. Dem Präventionsangebot ‚Ohne Kippe’ mangelt es also nachweislich an durchschlagender Wirksamkeit und Überzeugungskraft! „Informationen über kurz- und langfristige Folgen des Rauchens, so wie sie der Workshop vermittelt, gehören zweifellos zur Präventionsarbeit mit dazu. Andererseits wissen wir schon lange, dass das Zeigen von Raucherbeinen allein nicht hilft. Vielmehr kann man meiner Ansicht nach einen nachhaltigen Effekt nur dann erwarten, wenn im Anschluss langfristigere, verhaltensorientierte Programme in den Schulen folgen.“

Elemente einbauen, die tatsächlich zu einer Veränderung des Rauchverhaltens führen

Das Untersuchungsergebnis macht deutlich, dass Raucherprävention nicht einfach an einem einzigen Vormittag abgewickelt werden kann. „Das bisherige Konzept der Raucherpräventionsprogramme muss so verändert werden, dass Schüler tatsächlich vom Rauchen abgehalten werden“, erklärt Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung. Auch die Thoraxklinik Heidelberg strebt Verbesserungen an und hat ihr Präventionsangebot bereits entsprechend weiter entwickelt. Sie arbeitet jetzt mit einigen Schulen an einem Peerprojekt, in dem „Scouts“ nach dem Klinikbesuch die Gruppendynamik des Rauchens und konkrete Einstiegssituationen thematisieren. „Wir haben mit dem Projekt ‚Ohne Kippe’ die Zielgruppe zwar nachweislich erreicht. Jetzt müssen wir aber zusätzliche Elemente einbauen, die auch tatsächlich zu einer Veränderung des Rauchverhaltens führen“, erläutert Prof. F. Herth, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Thoraxklinik Heidelberg und Chefarzt der dortigen Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Wir haben dazu gelernt und setzen jetzt unseren Ehrgeiz daran, die Raucherpräventionsprogramme an den Schulen so zu verbessern und zu effektivieren, dass der noch verbleibende Raucheranteil unter den Jugendlichen sich deutlich verringert. Die Lungenstiftung wird sich deshalb weiterhin ganz gezielt für eine nachhaltige und Evidenz gestützte Gesundheitsförderung an den Schulen einsetzen, um so viele Kinder wie möglich - am liebsten natürlich alle - vor dem Einstieg in das schädliche Zigarettenrauchen zu bewahren“, fasst Prof. Dr. med. Thomas O. F. Wagner, Gründungs- und Vorstandsmitglied der Deutschen Lungenstiftung zusammen.

Kinder darin bestärken, auf Zigaretten als ‚Entwicklungshelfer’ verzichten zu können

„Wir müssen die Kinder vorbereiten und in ihrer ursprünglich ablehnenden Haltung gegenüber Zigaretten stärken, damit sie gar nicht erst anfangen zu rauchen“, betont Frau Dr. Bühler, die promovierte Psychologin und Mutter von drei Kindern ist und sich unter anderem auch mit den Auswirkungen der Warnungen auf Zigarettenschachteln befasst hat. „Aber Wissen und Einstellungen sind eben nur eine Seite. Vorbereiten heißt auch, mit den Jugendlichen Lebensfertigkeiten zu üben, die es ihnen erlauben, auf Zigaretten als ‚Entwicklungshelfer’ zu verzichten.“

Tipps für einen erfolgreichen Rauchstopp und zur Überwindung von Nikotinsucht

Einige hilfreiche Ratschläge, wie sich Nikotinsucht am besten überwinden und ein Rauchstopp erfolgreich durchhalten lässt, finden Interessierte im Flyer ‚Rauchen ist uncool’ auf der Internetseite der Deutschen Lungenstiftung (www.lungenstiftung.de) und im Online-Jugend-Magazin der Deutschen Lungenstiftung (http://warumrauchen.de/)