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Auf Eis gelegt

Vogelgrippeviren können nicht nur in Lebewesen sondern auch in unbelebten Reservoirs überdauern: In gefrorenen Seen überleben sie den Winter und können dann im Frühjahr die zurückkehrenden Zugvögel erneut oder in veränderter Form infizieren.

Seit 2003 ist das Vogelgrippevirus H5N1 in mehr als 50 Ländern aufgetreten, hat 258 Menschen infiziert und 153 getötet. Für seine weltweite Verbreitung von Asien über Europa bis nach Afrika in diesem Jahr werden zum Teil auch Zugvögel verantwortlich gemacht. Jetzt haben US-Forscher um Dr. Scott Rogers von der Bowling Green State University in Ohio festgestellt, dass das Virus auch in unbelebten Reservoires überdauern kann – und zwar in gefrorenen Seen und das über eine Wintersaison hinweg oder auch Jahrzehnte lang und länger.

Jedes Jahr versuchen die World Health Organization (WHO) und andere Experten vorherzusagen, welche Virenstämme mit der größten Wahrscheinlichkeit während der kommenden Grippe-Saison zirkulieren, um darauf die Entwicklung eines geeigneten Impfstoffes anpassen zu können. „Manchmal irren sie sich allerdings“, erklärt Rogers. „Solche Vorhersagen lassen sich künftig aber vielleicht verbessern, wenn wir mehr darauf achten, welche Gewässer gerade abschmelzen und von den Vögeln besucht werden.“ Mit seinen Kollegen hat er drei Seen im Nordosten von Sibirien untersucht, die entlang der Wanderrouten zahlreicher Zugvögel liegen, die nach Asien, Nordamerika, Europa und Afrika fliegen. „Viren, die im Herbst in Form von Vogelkot ins Wasser gelangen, können theoretisch über den Winter im Eis überdauern und dann im Frühjahr mit dem Schmelzwasser wieder frei kursieren“, erläutert Rogers. Theoretisch könnte das neben erneuten Infektionen mit einem Virus-Stamm aus dem vergangenen Jahr auch den Genaustausch mit neuen Grippeviren ermöglichen, die im Frühjahr von den aus dem Süden zurückkehrenden Zugvögeln mitgebracht werden. Zeitweise auf Eis gelegte Viren können somit eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Epidemien spielen, wenn sie von den Vögeln aufgenommen, über weite Strecken transportiert und dann möglicherweise auf den Menschen übertragen werden: Alte Virenstämme könnten so nach Jahren wieder aufblühen oder aber neue Erregertypen durch die Genkombination verschiedener Virenstämme entstehen.

Quelle: today.reuters.co.uk