Nicht nur aktives Rauchen, sondern auch Passivrauchen führt zu strukturellen Veränderungen in der Lunge. Diese konnten jetzt erstmals mit einer speziellen Methode der Magnetresonanztomografie (MRT) sichtbar gemacht werden, die Studienleiter Dr. C. Wang vom Children’s Hospital of Philadelphia auf dem Jahrestreffen der Radiological Society of North America vorgestellt hat. Bei dieser experimentellen Untersuchungsmethode wird hyperpolarisiertes Helium als Kontrastmittel verwendet, das von den Probanden inhaliert wird, während sie in der Röhre (Tomograf) liegen. Durch Messung der Entfernung, welche die Helium-Atome innerhalb der Lunge zurücklegen (so genannter apparent diffusion coeffizient ADC), lässt sich auf den Zustand der Lungenbläschen (Alveolen) schließen. Tabakrauch greift die Wände der Lungenbläschen an und kann neben einer chronischen Entzündung der Atemwege (chronisch obstruktive Bronchitis) auch zu strukturellen Veränderungen in der Lunge und damit zur Entwicklung eines Lungenemphysems (so genannte Blählunge) führen - man spricht auch von einer Raucherlunge oder COPD. Dabei verlieren die geschädigten Lungenbläschen ihre Eigenspannung, wobei sich auch ihre Abgrenzung zu benachbarten Lungenbläschen mehr und mehr auflöst, so dass die Alveolen schließlich zu größeren Blasen (Bullae) miteinander verschmelzen. Daher können die Helium-Atome in einer vorgeschädigten Lunge mit vergrößerten Lungenbläschen weitere Entfernungen pro Zeiteinheit zurücklegen als in den kleineren, funktionstüchtigen Alveolen einer gesunden Lunge.
Insgesamt 38 Freiwillige nahmen an der Studie, die an der University of Virginia in Charlottesville durchgeführt wurde, teil: 16 Nichtraucher mit einer hohen Belastung durch Tabakrauch - entweder auf Grund eines rauchenden Familienmitglieds oder in der Arbeit; 17 Nichtraucher, die nur selten Passivrauch ausgesetzt waren, sowie 5 aktive Raucher. Nach dem Inhalieren des polarisierten Heliumgases wurden die folgenden Auswirkungen im MRT sichtbar: Ein durchschnittlicher Nicht-Raucher hat einen ADC von 0,024, während Menschen mit einer starken Belastung durch Tabakrauch entweder höhere oder niedrigere Werte aufweisen. Höhere ADC-Werte weisen auf ein Lungenemphysem mit vergrößerten Lungenbläschen hin, während niedrigere ADC-Werte Kennzeichen einer Verengung der Atemwege sind, wie sie schon früh bei der Entwicklung einer chronisch obstruktiven Bronchitis auftritt. 73 Prozent der Studienteilnehmer wiesen trotz Passivrauchbelastung noch keine erkennbaren Lungenschäden auf und hatten normale ADC-Werte. „Die übrigen 27% dürften denjenigen Teil der Bevölkerung repräsentieren, der auf Tabakrauch besonders empfindlich reagiert“, erläutert Wang. „Diese Zahl stimmt nämlich gut überein mit den 5-30 Prozent der aktiven Raucher, die – wie wir wissen - zusätzlich zur chronischen Bronchitis ein Lungenemphysem entwickeln.“
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass sich die durch Passivrauch hervorgerufenen Schäden in der Lunge mittels der angewandten Tomografiemethode direkt sichtbar machen lassen. Nach Ansicht der Forscher muss man davon ausgehen, dass Menschen, die Passivrauch ausgesetzt sind, ein vergleichbares gesundheitliches Risiko eingehen wie aktive Raucher. Dabei treten die strukturellen Veränderungen in den Lungenbläschen nach Angaben von Dr. Wang bereits auf, bevor sich erste COPD-Beschwerden überhaupt bemerkbar machen. Da es noch keine effektive Behandlung für COPD im Frühstadium gibt, sollten Betroffene das Rauchen aufhören bzw. Passivrauch meiden, weil das der einzige Weg ist, die Entwicklung und das Fortschreiten einer COPD-Erkrankung zu drosseln. (Quelle: Wang C, et al: Detection of the changes in the lungs of people who had high exposure to secondhand cigarette smoke using long-time-scale global 3He diffusion MRI. RSNA Meeting 2007; Abstract LL-CH4164-B03.
Zusammenfassung)