Nicht nur aktive Raucher, sondern auch Nichtraucher, die unfreiwillig und über längere Zeit intensivem Tabakrauch ausgesetzt sind, laufen möglicherweise Gefahr, dass die kognitiven Fähigkeiten ihres Gehirns durch Passivrauchen Schaden nehmen. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie aus England, die im British Medical Journal (2009, Band 338, Seite b462) veröffentlicht wurde. „Aktive Raucher – insbesondere ältere – haben bekanntlich ein im Vergleich zu Nichtrauchern um fast 50 Prozent erhöhtes Risiko an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz zu erkranken“ , erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrheinwestfälischen Schmallenberg. „Forscher um David Llewellyn von der University of Cambridge haben nun nachgewiesen, dass das Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung auch bei einer Passivrauchbelastung linear ansteigt.“
Für die Untersuchung wurden Speichelproben von knapp 5000 Nichtrauchern im Alter über 50 Jahren genommen und auf ihren Cotinin-Gehalt untersucht. „Cotinin ist ein Abbauprodukt von Nikotin und kann daher Auskunft über die jeweilige Belastung mit Tabakrauch geben“, erklärt Köhler. Außerdem nahmen die Studienteilnehmer an verschiedenen kognitiven Tests teil, bei denen sie sich zum Beispiel an bestimmte Wörter erinnern mussten (Test des verbalen Gedächtnisses) oder innerhalb einer Minute so viele bekannte Tiere wie möglich aufzählen sollten (Wortflüssigkeitstest). „Nach Auswertung der Daten zeichnete sich ab, dass sich unter den 10 Prozent der Teilnehmer, die im Test am schlechtesten abgeschnitten hatten, besonders häufig Nichtraucher mit einer vergleichsweise hohen Passivrauchbelastung befanden. Insgesamt war das Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung umso höher, je mehr Cotinin im Blut der Nichtraucher gemessen wurde.
„Die Studie zeigt deutlich auf, dass nicht nur aktives Rauchen, sondern auch Passivrauchen zu arteriosklerotischen Veränderungen und damit einer zunehmenden Gefäßverkalkung führt, die unter anderem Durchblutungsstörungen im Gehirn mit Gedächtnisdefiziten zur Folge haben kann, oder aber direkt einen Hirn- oder Herzinfarkt verursacht“, fasst Köhler die Untersuchungsergebnisse zusammen. „Das ist – wie ich finde - ein weiteres, gutes Argument für die Durchsetzung eines konsequenten Rauchverbots in öffentlichen Innenräumen.“